Metalldiebe: Nicht einmal Friedhöfe sind ihnen heilig

Selbst auf Friedhöfen lassen Metalldiebe alles mitgehen, was man zu Geld machen kann: Vasen, Grablaternen, Blumenschalen. Die Polizei verfolgt eine ganze Serie solcher Diebstähle.
dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Selbst Grablaternen sind vor den Metalldieben auf bayerischen Friedhöfen nicht sicher.
dpa Selbst Grablaternen sind vor den Metalldieben auf bayerischen Friedhöfen nicht sicher.

Vor Metalldieben ist kein Ort mehr sicher. Selbst auf Friedhöfen lassen sie alles mitgehen, was man zu Geld machen kann: Vasen, Grablaternen, Blumenschalen. Im Allgäu und in Oberbayern verfolgt die Polizei eine ganze Serie solcher Diebstähle.

Kempten/Würzburg – Eigentlich sollte ein Friedhof ein Ort der Ruhe und des Friedens sein. Doch immer wieder treiben dort Diebe ihr Unwesen. Im Allgäu und in Oberbayern verfolgt die Polizei seit einigen Wochen eine ganze Serie von Diebstählen auf Friedhöfen. Der Dieb lässt alles mitgehen, was man zu Geld machen kann – zum Beispiel Kupferschalen, Bronzefiguren und Vasen.  "Er kommt immer wieder und nimmt jedes Mal ein bis zwei Sachen mit – auch Dinge, die fest verschraubt sind“, sagt Polizeisprecher Christian Eckel in Kempten.

Auch in anderen Regionen Bayerns werden hin und wieder Friedhöfe geplündert, wie eine dpa-Umfrage ergab. Oft sind es Metalldiebe, die sich an den Gräbern zu schaffen machen. Allein auf dem städtischen Friedhof in Buchloe (Kreis Ostallgäu) wurden seit Mitte Dezember zwölf Diebstähle angezeigt. Den Schaden schätzt die Polizei auf 4500 Euro. Möglicherweise blieben weitere Diebstähle bisher unentdeckt.

„Viele Angehörige kommen nur gelegentlich ans Grab. Vor allem, wenn sie von außerhalb kommen“, sagt Eckel. Die Polizei habe inzwischen die Überwachung am Friedhof verstärkt. Wie hoch der Schaden in den benachbarten oberbayerischen Orten Landsberg und Kaufering ist, ist bisher nicht bekannt. Dort wurden in den vergangenen Wochen von drei großen Friedhöfen unter anderem Grablaternen und Bronzevasen gestohlen.

„Zum Teil wurden die Gegenstände von einem Marmorsockel abgeschlagen. Das zeigt deutlich, dass es dem Täter vor allem um Metallteile geht“, sagt ein Sprecher der Polizeiinspektion in Landsberg. In Kempten wird ein Zusammenhang zwischen den Vorfällen vermutet. „Wir gehen davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter handelt, der einen Bezug zu den drei Städten hat und sich auskennt“, sagt Eckel. Auch in München, Augsburg und Nürnberg wurden immer wieder Diebstähle auf Friedhöfen angezeigt. „Wertvolle Grablichter, Messingbuchstaben, Engelfiguren – da ist alles dabei, was es auf Friedhöfen zu holen gibt“, sagt eine Polizeisprecherin in Nürnberg. Allerdings handle es sich um Einzelfälle. „Eine Serie gab es bisher nicht.“

In Unterfranken sind nach Angaben des Polizeipräsidiums erst Anfang April zwei Metalldiebe auf einem Friedhof festgenommen worden. In Kahl am Main hatten die Männer versucht, von einem Friedhofsgebäude die Dachrinnen zu entfernen. Schon etwas länger zurück liegt eine Serie von Diebstählen, die sich auf fünf Friedhöfen im Raum Aschaffenburg ereignete. Anfang 2011 war von dort hochwertiger Grabschmuck aus Bronze oder Messing im Gesamtwert von etwa 13 000 Euro gestohlen worden. Nach Angaben des Polizeisprechers Michael Zimmer wurde gegen zwei Männer und eine Frau ermittelt. „Der finanzielle Schaden, den die Opfer erleiden, ist das eine. Aber für viele ist es sicher auch eine psychische Belastung, wenn vom Grab eines verstorbenen Angehörigen etwas persönliches gestohlen wird.“

Auch in der Oberpfalz konnte vor gut einem Jahr eine Serie von Grabschändungen aufgeklärt werden. Ein Trio wurde gefasst, das im Herbst 2011 von mehreren Friedhöfen im Raum Schwandorf mehr als 60 Grabbeilagen wie Kreuze und Heiligenfiguren im Gesamtwert von fast 100 000 Euro gestohlen hatte. Zahlreiche Beutestücke waren bei einem Recyclingunternehmen und in einem Waldstück entdeckt worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Amberg wurde der Haupttäter wegen Bandendiebstahls zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Auf einen ganz anderen Gegenstand vom Friedhof hatte es im vergangenen Sommer ein geistig behinderter Rentner in Landshut abgesehen. Der Mann ließ nach Polizeiangaben rund 150 Gießkannen mitgehen, die für Besucher bereitgestellt waren. „Er hat immer eine Gießkanne mitgenommen und sie danach in die Isar geworfen“, erinnert sich Polizeisprecher Patrick Baumgartner. Der Mann sei sich seiner Taten nicht bewusst gewesen.

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.