Messnetz für Bayerns „Arche Noah“

Im Nationalpark Berchtesgaden wollen Forscher jetzt die Auswirkungen der Klimaveränderung in den Bergen untersuchen. Auch am Funtensee wird eine Station aufgebaut.
von  Abendzeitung
Der kälteste Ort Deutschlands: der Funtensee im Berchtesgadener Land.
Der kälteste Ort Deutschlands: der Funtensee im Berchtesgadener Land. © dpa

BERCHTESGADEN - Im Nationalpark Berchtesgaden wollen Forscher jetzt die Auswirkungen der Klimaveränderung in den Bergen untersuchen. Auch am Funtensee wird eine Station aufgebaut.

Mit einem neuen Messnetz im Alpennationalpark Berchtesgaden wollen Forscher die Auswirkungen der Klimaveränderung in den Bergen untersuchen. Für die langfristige Beobachtung der Umwelt würden an neuen automatischen Klimastationen im gesamten Nationalpark Temperatur, Niederschlag und Strahlung gemessen, sagte Bayerns Umweltminister Otmar Bernhard (CSU) bei einem Festsymposium zum 30-jährigen Bestehen des Nationalparks.

Die größten Auswirkungen des Klimawandels erwarten die Wissenschaftler oberhalb der Baumgrenze. In den vergangenen 20 Jahren hätten sich dort zahlreiche neue Tierarten angesiedelt. Derzeit gibt es in dem Naturpark neben tausenden verschiedenen Pflanzen auch 100 Brutvögel-, 55 Säugetier-und 15 Fischarten. „Unser Alpennationalpark zählt aufgrund seiner spektakulären Naturschönheit und seines einzigartigen ökologischen Reichtums zu unseren wertvollsten Juwelen in Bayern“, sagte Bernhard. „Fast könnte man meinen, die Arche Noah sei hier gestrandet.“

Kälterekord: minus 45,9 Grad im Jahr 2001

Eine der Messstationen ist auch der Funtensee, der kälteste Ort Deutschlands. An diesem Bergsee, der in 1601 Metern Höhe in einem Kessel liegt, wurde an Heiligabend 2001 mit minus 45,9 Grad ein Kälterekord gemessen. „Über ein Forschungsprogramm werden künftig nicht nur dort, sondern an vielen automatischen Klimastationen im ganzen Nationalpark Temperatur, Niederschlag und Strahlung gemessen. Ziel ist, über eine langfristige Umweltbeobachtung globale Klimaveränderungen und ihre Auswirkungen auf alpine Ökosysteme zu erfassen“, sagte der Umweltminister: „Der Funtensee wird für das im Aufbau befindliche Klima-Messnetz des Alpennationalparks Berchtesgaden die außergewöhnlichsten Daten liefern.“

Derzeit gibt es in dem Nationalpark bereits ein Messnetz mit etwa 20 Stationen, die mit mechanischen Fühlern ausgestattet sind. Diese stehen in den unteren und mittleren Lagen des Nationalparks. Neue automatische Stationen befinden sich am Watzmannhaus, an der Blaueishütte und am Hochkaltermassiv. Weitere Stationen sind im Steinernen Meer am Hocheck (Watzmann) und Windscharte/Schlunghorn geplant.

Ein Problem bleibt: der Borkenkäfer

Unterdessen kämpft man im Nationalpark noch gegen einen anderen Gegner: „Wir arbeiten täglich mit allen verfügbaren Kräften an der Bekämpfung des Borkenkäfers. Der personelle und finanzielle Aufwand ist enorm“, sagt Hans Neubauer, Förster im Nationalpark-Revier Au-Schapach. Nach den Orkanen Kyrill und Emma wurden in der Borkenkäfer-Bekämpfungszone bereits rund 20000 Festmeter Holz aufgearbeitet.

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