Messerangriff auf Elfjährigen in Vilshofen: Eritreer festgenommen

Ein junger Eritreer geht in Vilshofen (Lkr. Passau) auf einen Elfjährigen mit dem Messer los. Ihm wird versuchter Mord vorgeworfen. Die AZ über die Hintergründe.
Hubert Jakob Denk |
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Zwei Kilometer vom Tatort entfernt konnte die Polizei den Täter fassen. (Symbolbild)
Symbolbild dpa Zwei Kilometer vom Tatort entfernt konnte die Polizei den Täter fassen. (Symbolbild)

Tina K. (33) ist im Februar mit Ehemann Markus und den beiden Söhnen Simon (11) und Raphael (15) in das schlichte, etwas abgelegen stehende Zweifamilienhaus in Vilshofen eingezogen. Sie freundeten sich mit den Nachbarn im Erdgeschoss an: ein junges Flüchtlingsehepaar aus Eritrea. Seble (25) und Zelalem S. (29) haben ebenfalls zwei Söhne, zwei und vier Jahre alt, die hier geboren sind.

"Ich habe keine Probleme mit Ausländern", erzählt Tina K. Und ihre afrikanischen Wohnungsnachbarn berichten umgekehrt, dass sie eine hilfsbereite Frau sei. Vor zwei Monaten ist ein Bewohner im Haus dazugekommen. Ins Dachgeschoss zog der 25-jährige Mohammed A. Er lebte davor in einem Asylbewerberheim im Landkreis. Er stammt ebenfalls aus Eritrea.

Am Tag, der vieles verändern sollte, fuhren die beiden Familien gemeinsam in die Nachbarstadt Deggendorf. Der elfjährige Simon mit seinem Terriermischling "Bonsai" und die afrikanische Seble S. bleiben zuhause. Der dritte Zurückgebliebene war der neue Dachgeschossbewohner. Um 17.30 Uhr sieht Seble S. ins Treppenhaus. "Ich sah, wie er mit Simon die Treppe herunterkam. Er hatte ihn umklammert, das Messer am Hals. Es war überall Blut.", erzählt sie. Selble rief ihren Ehemann am Handy an. Als die Familien zurückkamen, waren Polizei und Notarzt schon da. Simons Angreifer flüchtete. Zwei Kilometer weiter konnten ihn Polizeibeamte fassen.

90 Minuten hat tags darauf die Haftvorführung gedauert. Der Afrikaner steckte in einem weißen Overall mit blauen Klettverschlüssen, wie sie jeder Tatort-Fernsehzuschauer kennt. Es ist der Schutzanzug der Spurenermittler, damit sie selbst keine Spuren verfälschen. Die Kleidung des Tatverdächtigen ist als Beweisstück sichergestellt worden.

Die Aussagen des Täters decken sich nicht mit den Ermittlungen

Mohammed A. hat vor dem Haftrichter seine Schilderung wiederholt, die er bereits im Polizeiverhör gegeben hatte. Er habe den Nachbarsbuben gefragt: "Wo ist Deine Mutter?" Die Antwort, die er erhielt, habe ihn beleidigt. Er will nicht ausschließen, dass er etwas falsch verstanden habe.

Er räumt ein, dass es zum Streit gekommen sei. So gibt der Sprecher der Staatsanwaltschaft die Einlassungen des Tatverdächtigen wieder. Sie würden sich mit den Ermittlungen allerdings nicht decken. Die wichtigste Belastungszeugin ist Seble S.

"Gott sei Dank!" Tina K. atmet am Telefon hörbar auf, als sie erfährt, dass gegen Mohammed A. Haftbefehl erlassen worden ist. Wie geht es ihrem Sohn? "Er hat Schmerzen", sagt sie, aber man kann mit ihm reden. Simon erlitt Schnittverletzungen am Fuß, am Ellenbogen, am Oberkörper und am Hals. Er hat Glück gehabt, dass die Waffe ein Brotmesser war.

"Ich denke, der Angriff hat ursprünglich mir gegolten", sagt Tina K. Es gehe um ein Nacktvideo.

Der Staatsanwalt bestätigt: "Der Beschuldigte gibt an, er habe ein Nacktvideo von sich gemacht, dass irgendwie ins Internet gestellt worden sei." Es gebe keinerlei Anhaltspunkte, dass es diesen Vorgang überhaupt gibt. Aber er habe Simons Mutter verdächtigt.

Tina K. sagt, dass sich zwischen ihr und ihren Nachbarn nichts ändert

Tina K. hat nach der Tat ihre afrikanischen Freunde besucht. Man war betroffen und tröstete sich. "Zwischen uns wird sich nichts ändern, sie können ja nichts dafür."

Bisher sei Mohammed A. ein unbeschriebenes Blatt, so die Staatsanwaltschaft. Dass er eine eigene Wohnung zugewiesen bekam, würde dafür sprechen, dass der Asylantrag genehmigt worden ist. Angeblich ist er vor einem Jahr nach Deutschland gekommen. Aber jetzt werde alles neu geprüft. 

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