Meisterbrauer Sebastian Dippold im Interview: Franken hat beste Bierkultur
AZ: Herr Dippold, herzlichen Glückwunsch zum Titelgewinn "Deutschlands bester Jungbrauer" in Potsdam. Nicht nur ihr Ausbildungsbetrieb, die Brauerei Wagner in Merkendorf, dürfte nun stolz sehr stolz auf Sie sein, oder?
Sebastian Dippold: Vielen Dank. Ja, mein Chef und meine Kollegen sind unglaublich stolz auf mich. Aber auch für mich ist dadurch eine Art Traum in Erfüllung gegangen.
In den Vorjahren ging der Titel jeweils an Jungbrauer aus Berlin und Brandenburg. Sie haben die Auszeichnung nun wieder nach Bayern zurückgeholt. Gibt es hier das beste Bier?
Nicht nur nach Bayern, sondern nach Franken. Denn Franken hat die beste Bierkultur Deutschlands, hier gehört der Titel hin.
Brauer war schon immer Dippolds Traumberuf
Sie haben Abitur gemacht, haben sich aber statt für ein Studium für eine Ausbildung in einem Handwerksberuf entschieden. Warum?
Brauer war eigentlich immer schon mein Traumberuf. Von daher lag die Entscheidung auf der Hand. Hier im Ort haben mir dann zum Glück einige Leute geholfen, diesen Traumberuf auch tatsächlich ergreifen zu können. Mit der Lehre habe ich 2016 begonnen. Normalerweise dauert die Ausbildung drei Jahre. Dank Lehrzeitverkürzung wurde ich allerdings schon 2018 fertig.
Das sind Münchens Kreativ-Brauer
Und jetzt der nächste Höhepunkt in Ihrer noch jungen Karriere mit dem Titelgewinn in Potsdam. Wie wird man "Deutschlands bester Jungbrauer"?
Zuerst misst man sich auf Regierungsbezirk-Ebene mit anderen Jungbrauern. Gewinnt man dort, dann geht es weiter beim Landesentscheid. Der dortige Sieger qualifiziert sich schließlich für den Bundesentscheid.
Keine Prämie für den Bundesentscheid
Ein langer Weg also. Nach welchen Kriterien wird beim Bundesentscheid ausgewählt, worauf kommt es an?
Es ist eine Mischung aus Theorie und Praxis. In der Theorie muss man zum Beispiel mathematische Aufgaben lösen. Im praktischen Teil werden kleine Arbeiten, beispielsweise eine Probe vom Tank ziehen, bewertet. Sauberkeit ist in der Praxis sowieso die absolute Grundvoraussetzung, aber eben auch das nötige Know-how.
Wurde Ihr Titelgewinn in irgendeiner Form prämiert?
Beim Bundesentscheid nicht. Aber nachdem ich den Landesentscheid in Bayern gewonnen hatte, habe ich ein Stipendium erhalten. Gerade einmal zwei Jahre in dem Beruf tätig und schon so erfolgreich. Welches Ziel haben Sie sich als nächstes gesetzt? Nächstes Jahr möchte ich meinen Brauerei- und Mälzermeister machen.
Das macht ein Zwickl aus
Eine Spezialität Ihres Arbeitgebers ist der frisch gezwickelte Dunkle Bock, den Sie dieses Jahr brauen durften. Was bedeutet "frisch gezwickelt"?
Der Zwickel ist der Probierhahn am Lagertank. Zwickeln heißt nichts anderes, als das lagernde Bier zu probieren und geschmacklich einzuordnen. Gezwickelte Biere sind immer unfiltriert. Bei einem unfiltrierten Bier sind noch weitere Geschmacksstoffe im Bier enthalten – im Gegensatz zu filtrierten Bieren.
Wie ist die Lage aktuell in der Brauerei-Branche insgesamt und wohin geht der Trend Ihrer Meinung nach?
Im Moment ist meiner Meinung nach der Craftbeer-Trend auf dem absoluten Höhepunkt, wird aber demnächst wieder abflauen. Auch der Absatz von Großbrauereien in Deutschland geht zurück. Ich würde mir wünschen, dass das Brauereiensterben insbesondere im ländlichen Raum aufhört und es wieder mehr kleinere Betriebe gibt.
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