Mein Mieter ist verschwunden – die Polizei hilft mir nicht!

Josef Schicktanz macht sich Sorgen, weil Bourhan N. nicht aus dem Urlaub zurückkam. Die Polizei wiegelt ab: "Man kann nicht gleich jemanden vermisst melden."
von  Abendzeitung
Josef Schicktanz vor der Wohnung seines verschwundenen Mieters: Mit der vorformulierten Vermisstenanzeige ging er zur Polizei-Inspektion West, um Bourhan N. vermisst zu melden. Doch er wurde abgewiesen.
Josef Schicktanz vor der Wohnung seines verschwundenen Mieters: Mit der vorformulierten Vermisstenanzeige ging er zur Polizei-Inspektion West, um Bourhan N. vermisst zu melden. Doch er wurde abgewiesen. © Berny Meyer

Josef Schicktanz macht sich Sorgen, weil Bourhan N. nicht aus dem Urlaub zurückkam. Die Polizei wiegelt ab: "Man kann nicht gleich jemanden vermisst melden."

NÜRNBERG Josef Schicktanz macht sich Sorgen: Sein Mieter Bourhan N. ist spurlos verschwunden. „Er hat sich in den Urlaub verabschiedet und müsste schon seit über zwei Wochen wieder da sein.“ Jetzt wollte der 49-Jährige Vermisstenanzeige erstatten. Doch die Polizei nahm sie nicht an.

Josef Schicktanz und sein Mieter haben ein gutes Verhältnis. Seit sechseinhalb Jahren wohnt Bourhan M. mit seiner Frau im Haus der Familie im Nürnberger Stadtteil Leyh. „Ich habe seinen Wohnungsschlüssel, wir kommen super miteinander aus“, erzählt der Vermieter. Am 13. September hatte Bourhan N. bei seiner Mutter geklingelt und sich wie jedes Jahr drei Wochen in den Urlaub verabschiedet. „Sie fliegen immer solange, entweder zu Verwandten in den Irak oder nach Syrien.“

Hat Bourhan N. nur seinen Urlaub verlängert?

Doch diesmal kam er nicht wie gewohnt zurück. Josef Schicktanz wartete, dann begann er, alle im Telefonbuch Eingetragenen mit demselben Namen abzurufen. „Keiner konnte mir was sagen, keiner kannte Bourhan. Ich habe auch seine Handynummer. Doch es gibt keine Verbindung.“

„Vielleicht ist den beiden etwas passiert?“, dachte sich der Kaufmann – und beschloss eine Vermisstenanzeige aufzugeben. Doch die Beamtin schickte den Vermieter wieder nach Hause: „Sie sind kein Verwandter.“

Josef Schicktanz ist empört: „Wer keine Verwandten hat, kann nie vermisst gemeldet werden. Er könnte theoretisch tot in der Wohnung liegen“, ärgert sich der Nürnberger. Polizeisprecher Peter Grimm relativiert: „Der Mann ist erwachsen und hat vielleicht nur seinen Urlaub verlängert. Da kann man nicht gleich jemanden vermisst melden.“ Eine offizielle Anzeige werde entgegengenommen, wenn „eine Gefahr für Leib und Leben angenommen werden kann. Zum Beispiel: Opfer einer Straftat, Unglücksfall, Hilflosigkeit oder bei Selbsttötungsabsicht.“ au

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