Mehr Radler, viel mehr Unfälle: Der Radl-Boom hat nicht nur schöne Seiten

Mit dem (E-)Bike in die Berge - das ist gerade total angesagt: Doch damit gibt's auch mehr Arbeit für Polizei und Bergretter.
Klaus Wiendl |
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Drei Mountainbiker mit Pedelecs:  Der E-Bike-Trend macht sich vielerorts deutlich bemerkbar.
Drei Mountainbiker mit Pedelecs: Der E-Bike-Trend macht sich vielerorts deutlich bemerkbar. © imago images/Alexander Rochau

Starnberg/Bad Wiessee - In der vergangenen Woche hat es wohl keinen Tag gegeben, an dem nicht mehrere Radfahrer verunglückt sind. Denn in den Monaten nach dem Corona-Lockdown entdeckten die Menschen (wieder) ihre Liebe zum Radfahren. Oft mit fatalen Folgen.

So hatte es beispielsweise die Polizei in Starnberg in den letzten sonnigen Tagen mit zahlreichen Stürzen zu tun, die sich größtenteils ohne Beteiligung Zweiter oder Dritter ereigneten.

Eine 53-jährige Mountainbikerin aus Augsburg stürzte etwa auf einem Waldweg bei Breitbrunn am Ammersee. Sie musste ins Krankenhaus Seefeld gebracht werden.

Dort wurde zwei Tage später auch eine 59-jährige Touristin aus Hannover eingeliefert. Sie war mit ihrem E-Bike auf einem Radweg gestürzt.

Radler stürzen oder prallen mit anderen zusammen

Am gleichen Tag erwischte es einen 49-jährigen Rennradler aus Augsburg. Er flog nach einem Fahrfehler am Pilsensee vom Rad. Am Wörthsee bremste eine 52-jährige E-Bikerin aus Kaufbeuren zu scharf. Auch sie wurde ins Krankenhaus gebracht.

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In Bad Wiessee streifte zur selben Zeit ein Wohnwagengespann eine 59-jährige E-Bikerin. Auch sie musste in die Klinik gebracht werden.

Im Landkreis Weilheim-Schongau rammte ein 85-jähriger Motorradfahrer zwei Rennradler. Beide erlitten schwere Verletzungen. Am Achensee stürzte ein Deutscher mit seinem E-Bike bei der Abfahrt von der Gramai-Alm in Richtung Pertisau. Er wurde nach Innsbruck geflogen.

Überfüllte Radwege - mit immer mehr E-Bikes

Wenn dies auch nur ein kleiner Ausschnitt aus den Polizeimeldungen mit Radfahrern ist, so belegen sie doch den eindeutigen Trend zum Rad.

Vielerorts sind neben den Straßen inzwischen auch die Radwege überfüllt. Und wenn dort auch noch E-Bikes unterwegs sind, "kann es ganz schnell einmal krachen", konstatiert Oliver Jauch, Verkehrssachbearbeiter der Polizei in Starnberg.

Motorisierte Räder, vor allem beliebt bei älteren Menschen, seien angesichts von Geschwindigkeiten bis zu Tempo 30 nicht für jeden leicht zu handhaben.

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Blick in die Statistik: Immer mehr Rad-Unfälle

Dies zeigt auch die Statistik. Allein im Landkreis Starnberg ist die Zahl der Unfälle im Vergleich mit demselben Zeitraum im Vorjahr von 184 auf 206 gestiegen. Ein Zuwachs von zwölf Prozent, obwohl die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle von 2.480 auf 1 .928 rückläufig ist.

Starnberg ist in diesem Fall ein Spiegelbild für ganz Bayern. Zwar registriert das Landesamt für Statistik corona-bedingt weniger Verkehrsunfälle, dafür aber einen deutlichen Anstieg verunglückter Radler.

Von Januar bis Mai 2020 fielen 5.402 Personen vom Rad, 18 davon starben in den ersten fünf Monaten. Das bedeutet einen Anstieg um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahres-Zeitraum.

"Auf anspruchsvollen Strecken fahren immer mehr Ungeübte"

Zudem wurden mit 1.204 deutlich mehr Radler schwer verletzt (Vorjahr: 897). Hält der Trend an, dürfte auch die Gesamtzahl der tödlich verunglückten Radfahrer erneut ansteigen. 2019 waren 64 Todesfälle zu beklagen.

Einen "besonderen Hintergrund" sieht Bernd Emmrich, Referent für Verkehr beim ADAC Südbayern, bei den bisherigen Daten. "Im Freizeitverkehr hat das Fahrrad im Jahr 2020 vor allem mit den E-Bikes einen regelrechten Boom verzeichnet", sagt er.

Deshalb komme es zu mehr Unfällen, "weil immer mehr ungeübte Personen mit ihren vergleichsweise schweren E-Bikes anspruchsvolle Strecken fahren".

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  • Hanswurst am 23.09.2020 14:24 Uhr / Bewertung:

    Der sicherste Ort ist bei mir auf der Couch. Das ist die Strategie, die ich verfolge.

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