Mehr Passagiere - aber Kosten-Explosion

Harter Winter, teures Benzin lassen die Chefs jubeln. Immer mehr Menschen fahren „öffentlich” zu neuen Zielen im Großraum – am Wochenende werden „Heerscharen von Wanderern” gesichtet
von  Abendzeitung
VGN-Geschäftsführer Jürgen Haasler bleibt gelassen, auch wenn es Grund zum Jubeln gibt.
VGN-Geschäftsführer Jürgen Haasler bleibt gelassen, auch wenn es Grund zum Jubeln gibt. © bayernpress.com

NÜRNBERG Hochstimmung herrscht in der Chefetage des „Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg”: Der VGN meldet Fahrgast-Rekorde, „die die Erwartungen bei weitem übertreffen”, verkündete Geschäftsführer Jürgen Haasler in gelassener Manier.


„Das schlechte Wetter und die hohen Benzinpreise” ließen die Fahrgäste in U-, S-Bahnen und Busse strömen, doch auch sinnvolle Verbunderweiterungen trugen zum Spitzenergebnis bei: „Neue Ziele wie Bamberg und Bayreuth machen sich bemerkbar. Außerdem boomt der „Freizeitbereich”. In den Haßbergen wurden „Heerscharen von Wanderern” gesichtet, die neue, günstige Schnupperangebote wahrnahmen.


Besonders hoch fiel das Wachstum im so genannten „Gelegenheitsverkehr” aus (12,2 Prozent), also bei Einzelfahrten und Streifenkarten. In diesem Bereich hat der VGN auch ein innovatives Angebot: Wer sein Ticket online mit dem Mobiltelefon löst, zahlt für die Einzelfahrt den Streifenkartenpreis. Allerdings erfreut diese Anwendung bisher vor allem iPhone-Besitzer, mit normalen Handys hat die Registrierung ihre Tücken.


Insgesamt erhöhten sich die Einnahmen 2010 um 14,1 Prozent auf 255,54 Millionen Euro. Wer sich jetzt die Hände reibt und auf Preisnachlässe im öffentlichen Nahverkehr hofft, wird gleich mit bitteren Tatsachen konfrontiert: Gestiegene, fürs ganze Jahr kaum zu kalkulierende Energiepreise und hohe Investitionskosten lassen laut Haasler keinen Spielraum für die Weitergabe guter Ergebnisse an die Kunden. Immerhin bleibt der Zuschussbedarf des VGN seit Jahren konstant. Überhaupt seien ja die Preiserhöhungen – einmal im Jahr zum Jahreswechsel – sehr moderat ausgefallen: 2,9 Prozent zum 1. 1. 2010 und 3,08 Prozent für 2011.


Welch ein Organisationsaufwand nötig ist, damit man im Großraum unter einer Flagge unterwegs sein kann, verdeutlichen diese Zahlen: Rund 650 Linien mit 100 verschiedenen Verkehrsunternehmen sind im einheitlichen Tarifsystem des VGN vereint. Im Norden reicht das Gebiet bis weit hinter Bamberg, im Süden bis über Gunzenhausen und Eichstätt hinaus, im Westen verläuft die Grenze bei Rothenburg ob der Tauber, im Osten liegt Amberg noch im Gebiet. Hier überall kann man etwa mit einem Tagesticket Plus (15,60 Euro) tagsüber und das ganze Wochenende lang mit zwei Erwachsenen, vier Kindern und einem Hund Franken erkunden. Günstig sind auch MobiCards mit Zeitausschluss, etwa die 10 + T (ab neun Uhr), die fürs ganze Gebiet an 31 Tagen gilt und mit 80,90 Euro ein faires Angebot ist. Wer allerdings den gleichen Weg früh in die Arbeit muss, dem wird tief in die Tasche gegriffen: Dieses Monatsticket kostet 248,80 Euro. VGN preiswert genießen ist also etwas Vergnügliches und nichts für Berufspendler.

Peter Budig
 

Weitere Infos im Internet unter vgn.de, einen Bericht über Fahrkarten-Schnorrer am Bahngleis und die rechtliche Situation finden Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Donnerstag, 3.3.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.