Mehmet Ekici im Interview: „Scholl war mein Vorbild“

Hier erklärt Mehmet Ekici, warum er sich von Bayern an den Club ausliehen ließ – und künftig für die Türkei und nicht mehr für Deutschland spielen will.
AZ: Herr Ekici, am Sonntag kehren Sie mit Nürnberg zurück zu Ihrem Stammverein in die Allianz Arena. Wie schwer war es, sich als Talent aus den Fängen des FC Bayern zu befreien?
MEHMET EKICI: Ich habe Ende Mai, Anfang Juni mit Trainer Louis van Gaal gesprochen. Er hat mir vorgeschlagen, mich auch künftig unter seiner Regie weiter zu entwickeln. Mein Ziel war allerdings, mehr Spielpraxis als nur eventuelle Kurzeinsätze zu bekommen. Und ich kann schon jetzt sagen: Ich habe alles richtig gemacht.
Wäre es falsch, nach einem Leihjahr zurück zu gehen?
Nürnberg wurde keine Kaufoption gewährt – das ist Fakt. Bislang habe ich keinen Kontakt nach München, wo ich bis 2012 unter Vertrag stehe. Warten wir alles ab. Momentan ist eine Entwicklung in dieser Sache einfach nicht absehbar.
Dafür war Ihr erstes Profitor, nach zuvor vier Aluminiumtreffern, nur eine Frage der Zeit. Haben Sie zwischenzeitlich mit sich gehadert?
Einmal Latte, dreimal Pfosten – das war natürlich sehr ärgerlich. Aber ich bin ruhig geblieben, habe einfach weiter gearbeitet. Bei solchen Kleinigkeiten darf man den Kopf einfach nicht hängen lassen. Ich bin noch so jung, es wird noch so viel passieren in meiner Karriere. Aber ich war schon froh, dass ich mich in St. Pauli, auch wenn wir dort verloren haben, endlich belohnt habe.
Wann klappt’s mit dem ersten Freistoßtor, Standards sind ja Ihre Spezialität.
Dafür bin ich Mehmet Scholl sehr dankbar. Er war neben Zinedine Zidane schon in der Kindheit mein Vorbild, mein erstes Bayern-Trikot war ein Scholl-Trikot. Weil er den gleichen Vornamen hat, er auch ein Techniker wie ich ist. Als er Trainer der zweiten Bayern-Mannschaft war, haben wir zwei viele Stunden alleine auf dem Platz verbracht. Und dabei hat er mir einige sehr gute Tricks verraten.
Beispielsweise?
Beim Anlauf nicht anrennen, sondern angehen. Zudem muss der Laufwinkel zum Ball stimmen.
Das ist alles?
Sicher nicht. Aber mehr werde ich nicht verraten, sonst können andere das kopieren.
Ihre Qualitäten haben Aufmerksamkeit in Ihrem Heimatland, der Türkei, erregt. Warum haben Sie sich gegen mögliche Einsätze für Deutschland entschieden?
Das war eine Herzenssache. Ich habe lange mit meinen Eltern und meinen Schwestern gesprochen. Ich bin dem DFB sehr dankbar für die Ausbildung in den U-Mannschaften, habe aber letztlich auf mein Herz gehört.
Aber am Bosporus sind Sie, wie auch in Deutschland, eher Ausländer. „Almanci“ werden Deutsch-Türken dort genannt, gelten als reich und hochnäsig...
Stopp. Egal, wo du lebst und deinem Beruf nachgehst: Immer entscheidet die Leistung. Da gibt es zwischen Deutschland und der Türkei keine Unterschiede. Ich freue mich über die Einladung zum Test-Länderspiel gegen Holland am 17. November. Und ich habe keinen Zweifel, dass ich mich richtig entscheiden habe. Ich ziehe das jetzt durch.
Für Ihre gerade mal 20 Jahre klingen Sie wahnsinnig selbstbewusst. Woher kommt’s?
Ich bin bei Bayern groß geworden, habe diese Mentalität, immer gewinnen zu wollen, voll verinnerlicht.
Ist es deshalb für die Bayern so schwer, mit der jetzigen „Krise“ in der Bundesliga, richtig umzugehen?
Was heißt Krise? Die Bayern werden wieder in die Erfolgsspur zurück kommen. Davon bin ich überzeugt.
Geht’s schon am Sonntag damit los?
Sicher nicht.
Warum nicht?
Wir sind der Club, das ist mein Verein. Und wir werden alles für den Sieg geben.
Interview: Markus Löser