Mega-Zoff um den Papp-Schoppen!

Frankenwein im Tetrapak? Winzer-Veteran Paul Sauer aus Volkach läuft Sturm gegen die Pläne von Verbandsboss Steinmann. Was halten Sie von der Idee?
WÜRZBURG Geht es um Klimaschutz, einen billigen Vertriebsweg – oder handelt es sich um bloße „Profilierungssucht“ und „selbstzerstörerische Gedankenverirrungen“? Der Vorstoß des Präsidenten des Fränkischen Weinbauverbands, Artur Steinmann, Frankenwein demnächst in Tetrapaks abzufüllen, stößt unter seinen Kollegen nicht überall auf Gegenliebe. Paul Sauer, Senior-Chef des renommierten Weinguts „Am Lump“ in Volkach-Escherndorf, jedenfalls läuft Sturm gegen die Pläne.
Den Vorschlag, Silvaner im Karton zu vertreiben, verkauft Winzer-Boss Steinmann als praktizierten Umweltschutz: „Der größte Schwerpunkt für die nächsten Jahre ist der Klimawandel.“ Durch die Produktion von Glas-Flaschen und deren Transport werde weitaus mehr Energie verbraucht und damit mehr schädliches Kohlendioxid in die Atmosphäre gepumpt, als bei Herstellung und Transport von leichten Getränkekartons.
Forscher warnen vor Aroma-Verlust
Winzer-Veteran Sauer will dieses Argument nicht gelten lassen: „Für wie dumm hält uns Steinmann eigentlich?“, wettert er gegen den Verbandsboss und seine Verpackungsidee. „Die dreischichtige Pappe enthält vielerlei Chemikalien, von denen einige den Wein oxidieren lassen“, sorgt sich Sauer um die Qualität. Er fragt empört: „Wo bleibt Steinmanns Verantwortung für das Reinheitsgebot?“ Für Sauer ist klar: „Edler Frankenwein kann nur bestehen, wenn er ,edel gewandet’, also vor allem im gläsernen Bocksbeutel daher kommt.“
Neben den Qualitätsproblemen echauffiert sich Sauer vor allem über den drohenden Image-Verlust, wenn gute Weine wie Billigware in Pappquadern im Supermarkt gestapelt werden: „Wir Winzer rackern uns ab, unsere Weine edel zu produzieren und Weinkultur zu pflegen. Und nun soll Wein in kulturloser Verpackung etwas Besonders sein?“
Rückendeckung für den Bocksbeutel-Puristen kommt zudem aus der Forschung: Wissenschaftler aus Kanada und Griechenland haben gerade erst festgestellt, dass der Wein in Tetrapaks aromaaktive Substanzen schneller verliert als in Flaschen.
Im Kampf gegen „kulturlosen amerikanischen Unfug“ und seinen Fürredner Steinmann kann sich Sauer einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Gelernter Bierbrauer, bleib’ bei deinem Bier!“, rät er dem Verbandsboss. Frankens oberster Weinbauer ist nämlich gelernter Mälzer. Steffen Windschall