Mediziner schlägt Alarm: So krank macht uns der Lärm!
Schlafstörungen, Hörschäden und Schalltrauma: Was der Krach in Nürnberg alles bewirken kann...
NÜRNBERG 95 Dezibel (dB) am Hauptmarkt, 92 am Plärrer, 60 am Westfriedhof – in Nürnberg geht es alles andere als leise zu, wie der große AZ-Test bewies. Auch wenn sich viele Nürnberger bereits mit dem Lärm arrangiert haben, die Folgen müssen sie trotzdem tragen: Denn Lärm macht krank.
„Schon bei geringen Lautstärken kann Lärm schädigen“, erklärt Martin Krasa, Oberarzt an der Hals-Nasen-Ohren-Klinik im Nürnberger Klinikum Nord. „Ab 60 Dezibel dauerhafter Lärmbelastung leiden viele Menschen an Schlafstörungen. Ab 85 Dezibel können dauerhafte Hörschäden eintreten.“
Dabei kommt es darauf an, wie lange man sein Gehör dem Lärm ausgesetzt hat. „Bei 85 Dezibel braucht es 25 Jahre und eine tägliche Belastung von acht Stunden“, sagt Krasa. Bei 110 dB reichen bereits wenige Stunden, um ein „akutes Schalltrauma“ (s. Kasten) auszulösen, so der Experte.
Bereits einige Stunden ungeschützter „Lärmgenuss“ schaden den Ohren
110 dB – keineswegs ein Sonderfall. Viele Discos oder Live-Konzerte sind so laut. Krasas Tipp: „Verwenden Sie Ohrstöpsel!“ Bereits einige Stunden ungeschützter „Lärmgenuss“ schaden den Ohren. „Am Anfang ist das Gehör zwar regenerationsfähig“, so Krasa. „Aber je öfter man seinen Ohren solche Lautstärken zumutet, desto schlechter kann es sich anschließend wieder selbst heilen.“
Zwar ist Lärm nicht gleich Lärm – „Ein Wasserfall nervt bei weitem nicht so, als wenn man an einer Straße wohnt“, sagt Krasa. „Und auch ein Konzertmusiker im Orchestergraben empfindet 80 Dezibel Lärm anders als ein Bauarbeiter.“ Das subjektive Empfinden, wie nervig Lärm ist, ist bei jedem anders. Trotzdem schädigt Lärm immer gleich – egal, wie er entsteht.
Was kann man also tun, um seine Ohren zu schützen? Auf einfache Dinge achten, meint Krasa – etwa bei Kopfhörern: „Lieber zu den In-Ear-Modellen greifen, die den Gehörgang gut abdichten. Kopfhörer mit Schaumstoffhülle decken den Außenlärm nicht gut ab, weshalb man den MP3-Player laut aufdrehen muss.“ Viele würden aber solche einfachen Dinge nicht beachten, meint Krasa. Die Folge: Der Oberarzt behandelt „Jugendliche, die so schlecht hören wie ein fünfzigjähriger Stahlarbeiter“.
Um das Gehör zu schützen, nützt laut Krasa aber vor allem eines: „Den Lärm vermeiden – das ist das einzige, was auf Dauer hilft!“
K. Serdarov
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