Medizin-Wunder: Hand zerfetzt – und wieder angenäht

Eine Maschine riss Waldemar R. (26) den Arm ab und zermalmte die Hand – in einer achtstündigen OP wurde er in der Handchirurgischen Klinik Erlangen gerettet
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Prof. Raymund Horch (l.) und Adrian Dragu am Bett von Waldemar R. (26). Der Patient – er hat am Dienstag Geburtstag – wird seine Hand wieder benutzen können.
bayernpress.com Prof. Raymund Horch (l.) und Adrian Dragu am Bett von Waldemar R. (26). Der Patient – er hat am Dienstag Geburtstag – wird seine Hand wieder benutzen können.

Eine Maschine riss Waldemar R. (26) den Arm ab und zermalmte die Hand – in einer achtstündigen OP wurde er in der Handchirurgischen Klinik Erlangen gerettet

ERLANGEN Der Schock ist ihm noch anzusehen. Ungläubig schaut Waldemar R. immer wieder auf seinen linken Arm. Dass er den noch hat, ist ein Wunder. Eine Maschine hatte dem 26-Jährigen den Unterarm regelrecht zerrissen und die Hand zermalmt. Trotzdem – so prognostiziert Prof. Raymund Horch, Direktor der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen – wird er die Extremität wohl wieder benutzen können. Eine medizinische Sensation!

Es passierte letzte Woche: Waldemar R. arbeitete kurz vor 20 Uhr an einer Presse in einem Kunststoff verarbeitenden Betrieb. Plötzlich geriet er mit der linken Hand in die Maschine. Mit unvorstellbarer Wucht riss sie Knochen, Sehnen, Adern und Muskeln auseinander, zerquetschte die Hand und verdrehte sie nochmal in sich. Kollegen alarmierten sofort den Notruf.

Die herbeigeeilte Feuerwehr verpackte die abgetrennte Hand in einem speziellen Beutel mit einer Mischung aus Eisbeuteln und kalter Flüssigkeit, um Erfrierungen zu vermeiden. Per Hubschrauber wurden der Verletzte und seine Hand von Schwabach in die Handchirurgie nach Erlangen geflogen.

Zeige- und Mittelfinger sollen durch zwei Zehen ersetzt werden

„Die Rettungskette funktionierte perfekt“, erinnert sich Oberarzt Adrian Dragu, der mit seinem Team bereits auf den Schwerverletzten wartete. In einer über achtstündigen Operation gaben die Mediziner ihr Bestes. „Der Patient hat über zwei Liter Blut verloren, er schwebte in Lebensgefahr“, erklärt der Oberarzt.

Aus einer Vene am Unterschenkel wurde ein neues Gefäß rekonstruiert, um die Durchblutung des zerfetzten Armes zu sichern. Danach begann die Puzzlearbeit: Wie bei einem Kabelbaum mussten alle Sehnen, Nerven, Blutbahnen und Muskeln wieder so gut wie möglich zusammengeflickt werden. Eine unglaubliche mikrochirurgische Herausforderung. Mit einem Drahtgestell wurden dann noch die Knochen fixiert, die Hand zusammengenäht. Die drei mittleren Finger konnten die Chirurgen nicht retten.

Mit einem speziellen Unterdruck-Gerät wird der angenähte Arm jetzt permanent behandelt. Das Vakuum verhindert eine gefährliche Schwellung. Die Chancen, dass Waldemar R. seinen Arm behalten kann, „stehen gut“, erklärt Raymund Horch. Er plant schon die nächste Operation: Zeige- und Mittelfinger sollen durch zwei Zehen ersetzt werden, damit der Patient besser greifen kann. Ziel: Waldemar R. soll später wieder Maschinen bedienen können. Ob er das jedoch jemals wieder möchte – darüber will er sich im Moment noch keine Gedanken machen.

Andrea Uhrig

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