Tausende falsche Notrufe: Was dahintersteckt

München - Bei Bayerns Leitstellen gehen immer öfter unter der 112 falsche Notrufe ein, die in Wahrheit gar keine Notfälle sind. Das bestätigen mehrere Leitstellen großer Städte auf AZ-Anfrage.
In Passau gingen im vergangenen Jahr rund 17.800 Fehlanrufe ein. In diesem Jahr waren es der dortigen Leitstelle zufolge allein in den ersten fünfeinhalb Monaten bereits gut 14.500. "Wir gehen von einer Verdopplung der Notrufzahlen aus", sagte ein Mitarbeiter der Leitstelle der Abendzeitung.
Falsche Notrufe bei den Leitstellen: Grund soll neues Android-Update sein
Andere Leitstellen im Freistaat wie in München, Würzburg oder Nürnberg verzeichnen ebenfalls einen Zuwachs. Zuerst hatte der "BR" berichtet. Mitunter herrscht am anderen Ende der Leitung Schweigen. Neben Kinderstreichen sind oft sich selbstständig machende Handys die Ursache für die Probleme.
Schuld ist Medienberichten zufolge ein Update für Smartphones. Eine neue Funktion auf Android-Geräten sollte es eigentlich erleichtern, im Ernstfall den Notruf zu wählen. Doch Feuerwehren und Polizeibehörden aus ganz Deutschland berichten, dass das System nicht richtig funktioniere.
Falsche Notrufe können zu fatalen Folgen führen
Oft wird deshalb unbemerkt ein Notruf ausgelöst. Im für die Leitstellen übergeordneten bayerischen Innenministerium kennt man das Problem. Das Ministerium hat eine technische Analyse in Auftrag gegeben. "Die sehr oft versehentlich ausgelösten Notrufe wurden durch neue Funktionalitäten zur vereinfachten Wahl des Notrufs 112 eines Smartphone-Betriebssystems herbeigeführt", sagt ein Ministeriumssprecher der AZ.
Das Problem bei der Häufung von sogenannten Hosentaschenanrufen: Die Mitarbeiter in den Leitstellen verlieren Zeit, die für echte Notfälle fehlen kann. Zudem werden, wenn die Situation unübersichtlich ist, mitunter auch Retter losgeschickt. die im Ernstfall woanders fehlen können.