Maschinenästhetik und Raserei: "Elektra" am Residenztheater
München - Ulrich Rasches erste Inszenierung am Residenztheater in München waren "Die Räuber" von Friedrich Schiller. In dem hochgelobten Stück ließ er die Schauspieler auf riesigen Laufbändern agieren. Auch in seiner zweiten Regiearbeit setzt der Theatermacher auf roh-brutale Ästhetik von Maschinen. Seine "Elektra" von Hugo von Hofmannsthal spielt auf einer gewaltigen Scheibe, die sich permanent dreht, hebt und senkt. Katja Bürkle gibt die Elektra, die den Tod ihres Vaters Agamemnon rächen will. Ihr blinder Hass richtet sich auf ihre Mutter Klytämnestra (Juliane Köhler), die den Mord mit ihrem Geliebten gemeinsam begangen hat. Am Freitagabend war Premiere.
Visuell ist Rasches Inszenierung überwältigend. Eine riesige Maschinerie vor schwarzem Hintergrund, dazu grelles Neonlicht. Auf der von Nebel umwaberten Drehscheibe sind die Schauspieler in der Mitte an Seilen festgebunden. Dazu die Musiker, die zum dramatischen Geschehen auf der Bühne einen fieberhaften Rhythmus setzen. Der Chor deklamiert wie schon bei den "Räubern" seine Texte unisono mit großer Wucht und treibt die Dramatik bis ans Äußerste. Katja Bürkle als Elektra tobt in ihrer Wut, bis ihr der Geifer aus dem Mund tropft, während Juliane Köhlers Klytämnestra eher kühl wirkt.
Rasche peitscht die Tragödie gnadenlos voran. Ein mitunter auch etwas anstrengender Kraftakt, der weder Schauspielern, noch Zuschauern Atempausen gewährt und der am Ende in einer beeindruckenden Raserei des Wahnsinns und der Verzweiflung mündet.