Marx will mehr Transparenz bei kirchlichen Entscheidungen
München (dpa/lby) - Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, würde mehr Transparenz bei kirchlichen Entscheidungen begrüßen. "Ich bin seit 23 Jahren in der Bischofskonferenz und ich weiß, was kontroverse Debatten bedeuten", sagte der Erzbischof von München und Freising am Mittwochabend beim Jahresempfang seiner Diözese in München.
Vielleicht sei es eine gute Idee, Teile dieser Debatten "im Fernsehen zu übertragen", schlug Marx vor - "damit das Volk Gottes teilhaben kann". Das betreffe "nicht alles". Einiges werde wohl weiterhin in Hinterzimmern stattfinden müssen. Es könne aber nicht schaden, wenn die Öffentlichkeit mehr von den Diskussionen innerhalb der Kirche und den unterschiedlichen Positionen der Bischöfe mitbekomme, sagte Marx.
Er habe in der vergangenen Woche mit Papst Franziskus gesprochen, sagte Marx. "Ich habe dem Papst auch gesagt, dass Diskussionen geführt werden, auch über Dinge, die früher tabuisiert wurden." Aus dem Papstbrief von Ende Juni, den vor allem konservative Bischöfe als eine Absage an Reformprozesse in Deutschland interpretierten, kann man aus Sicht von Marx alles Mögliche herauslesen - "aber keiner kann herauslesen: Macht das alles nicht."
Vor Marx' Rede hatte der Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken im Bistum, Hans Tremmel, in einer emotionalen Rede ein sehr düsteres Bild vom Zustand der katholischen Kirche gezeichnet. "Die Leute laufen uns davon", sagte er. "Wir werden zunehmend bedeutungslos." Die Kirche entferne sich immer weiter von den Menschen und habe den Missbrauchsskandal noch immer nicht aufgearbeitet. Tremmel sprach von "Multisystemversagen".
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU/evangelisch) wollte den Katholiken dagegen Mut machen. Es gebe keinen Anlass, "wegen einzelner Fehler das Ganze, das Gute infrage zu stellen". "Der Mensch ist fehlerhaft", sagte Söder. "In der Politik immer, in der Kirche ab und zu."