Marx mischt sich ein

Reinhard Marx setzt gleich ein politisches Zeichen: Bei seinem Antritts-Gottesdienst lässt der neue Erzbischof von München für straffällig gewordene Jugendliche sammeln.
von  Abendzeitung
Reinhard Marx bei seinem Antrittsbesuch im Freisinger Dom
Reinhard Marx bei seinem Antrittsbesuch im Freisinger Dom © Petra Schramek

Reinhard Marx setzt gleich ein politisches Zeichen: Bei seinem Antritts-Gottesdienst lässt der neue Erzbischof von München für straffällig gewordene Jugendliche sammeln.

Reinhard Marx, der neue Erzbischof von München, setzt bei seinem Amtsantritt am 2. Februar gleich ein politisches Zeichen: Die Kollekte des großen Festgottesdienstes in der Frauenkirche soll für die Resozialisierung straffällig gewordener Jugendlicher eingesetzt werden. Damit zeigt Marx Flagge in der aktuellen Diskussion um Jugendkriminalität. In der ersten Reihe der Frauenkirche werden u. a. Ministerpräsident Günther Beckstein und die CSU-Spitze sitzen. Die Prominenten dürfen für diese Sammlung großzügig geben . . .

Marx wolle damit bewusst demonstrieren, dass auch die Solidarität mit denen, die auf die schiefe Bahn gekommen sind, nicht abreißt, heißt es in der Erzdiözese. Man müsse die Opfer sehen, aber auch bei jungen Menschen schauen, dass sie auf der Bahn bleiben.

Ausländerfendlicher Ton "verheerend"

Noch als Bischof von Trier hat sich Marx in den vergangenen Tagen in die Debatte eingemischt. Die von Hessens Ministerpräsident angezettelte Diskussion nach dem brutalen Übergriff in der Münchner U-Bahn bezeichnete er als "populistisch". Marx warnte davor "eine Maßnahme nach der anderen in den Raum zu stellen, ohne an die grundsätzlichen Fragen heranzugehen". Den ausländerfeindlichen Ton der Debatte bezeichnete er als "verheerend". Der künftige Erzbischof: "Es geht nicht um Ausländer und Deutsche. Sondern um Familien, die in einer schwierigen Situation sind."

Für die CSU wird es mit dem neuen Münchner Erzbischof kein Zuckerlecken: Marx mischt sich ein. Und seine Worte haben Gewicht. Nach dem angekündigten Rücktritt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann, gilt der 54-jährige Sozialethiker als aussichtsreichster Kandidat. Kirchen-Insider: "Marx muss nur sagen, dass er will. Dann wird er es auch."

Treueeid auf den Freistaat

Am Freitag, dem 1. Februar, muss der neue Erzbischof im Prinz-Carl-Palais vor dem protestantischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein seinen Treueeid auf den Freistaat schwören. So will's das Konkordat von 1924.

Derzeit macht Marx gerade Exerzitien, um sich auf sein neues Amt vorzubereiten. Er will als Pilger nach München kommen.
Angela Böhm

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