Markus Söder zum Schulanfang: "Dialekt macht intelligenter"

Das sagte der Ministerpräsident jedenfalls zum Schulanfang am Dienstag. Er will die regionale Kultur im Lehrplan verankern. Die Opposition sieht dringendere Probleme als bayerische Sprachförderung.
Ruth Schormann |
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Markus Söder will eine Initiative für Dialekt und Mundarten starten. Kritiker sagen, alles bloß Wahlkampf.
dpa/Peter Kneffel Markus Söder will eine Initiative für Dialekt und Mundarten starten. Kritiker sagen, alles bloß Wahlkampf.

München - Für 115.000 Erstklässler hat am Dienstag der vielzitierte Ernst des Lebens begonnen. Sie gehören zu den rund 1,66 Millionen Kindern und Jugendlichen, die in das Schuljahr gestartet sind. Pünktlich dazu hat sich das Kabinett ebenfalls am Dienstag mit der Bildungslandschaft beschäftigt – und Pläne vorgestellt.

Das plant Söder für die Schulen

Was will der Ministerpräsident an den Schulen im Freistaat besonders fördern? „Wir starten eine Initiative für Dialekt und Mundarten“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag nach der Kabinetts-Sitzung. Er sagte: „Sie alle wissen, dass Dialekt intelligenter macht, das sieht man an der bayerischen Staatsregierung jeden Tag.“

Mundart und Dialekte sollen im Lehrplan der achten Klassen von Realschule und Gymnasium verankert werden. Auch in Schulbüchern soll sich mehr um den Dialekt und regionale Kultur drehen, heißt es. Dabei gehe es darum, bei Lehrern und Schülern das Bewusstsein für die bayerischen Mundarten und die regionale Kultur zu schärfen.

Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (BLLV), sagte zur AZ: „Prinzipiell ist jede Stärkung des Dialekts begrüßenswert, aber ich frage mich, warum nicht in Förder- und Mittelschulen und warum erst ab gewissen Klassenstufen?“ Außerdem würden bayerische Lehrer, die selbst Bairisch sprechen, den Dialekt ohnehin schon einbinden, „auch schon bei den Kleineren durch Lieder und Gedichte“.

„Es ist halt Wahlkampf“, sagt Fleischmann und lacht. Natürlich mache Söder das auch, um Leute, mit „Mia san Mia“-Mentalität abzuholen, meint sie.

Keine wichtigeren Themen?

Dialekt – und was ist mit der Digitalisierung? Söder kündigte außerdem eine Fortbildungsoffensive für Lehrer ab Herbst an, um sie „auf die Herausforderungen und Chancen der digitalen Welt im Unterricht vorzubereiten“. Für die Ausstattung mit digitalen Klassenzimmern sieht der Staat 150 Millionen Euro vor.

Was wird für Integration geleistet? Zur Integration sollen die neu eingeführten Deutschklassen an den Grund-, Mittel- und Berufsschulen beitragen. In diesen würden Schüler mit geringen Deutschkenntnissen Sprachunterricht und Werteerziehung erhalten.

Was ist bereits in diesem Schuljahr anders? Die größte Neuerung betrifft die Schüler der fünften und sechsten Klassen am Gymnasium – sie kehren zum G9 zurück. Kultusminister Bernd Sibler (CSU) erklärte vor wenigen Tagen, dass der größte Unterschied zum G8 der reduzierte Nachmittagsunterricht sei. Am Dienstag sagte er: „Bayerns Schulen starten bestens vorbereitet ins neue Schuljahr.“ 850 zusätzliche Lehrer sind eingestellt worden.

Opposition beklagt Lehrermangel

Gibt es genügend Lehrer? Dem Kultusminister zufolge habe man alle Stellen mit ausgebildeten Lehrern besetzen können. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft stritt das ab. Ates Gürpinar, Landessprecher der Linken, sagte: „Dass Kultusminister Bernd Sibler nun die Verbeamtung befristeter Lehrer plant, sei ein „Wahlkampfmanöver“. SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen sagte: „Wir fordern: Keine Klasse über 25 Schülerinnen und Schüler. Zudem brauchen wir mehr Lehrkräfte, um den Unterrichtsausfall zu stoppen.“ Michael Piazolo (Freie Wähler) will, dass die Lehrerversorgung auf „110 Prozent, um einem drohenden Unterrichtsausfall vorbeugen zu können“, aufgestockt wird.

Welche Ziele hat die Regierung außerdem? Familienministerin Kerstin Schreyer sagte, die Jugendsozialarbeit an Schulen habe sich bewährt. Sie werde ausgebaut, es soll mehr Hortplätze und Stellen für Sozialpädagogen und Psychologen geben.

Lesen Sie hier: Markus Söder im AZ-Interview: "Außer mir traut sich keiner, das Amt auszufüllen". Außerdem: Das große AZ-Oppositions-Interview: "Markus Söder ist eine Gefahr für unser Land"

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