Markus Söder zu Trump-Sieg: "Keine Panik, wir werden das schon hinkriegen"
München – Kamala Harris ist die neue Präsidentin der USA - zumindest, wenn die Gäste im Amerikahaus München entscheiden dürften. Sie gewinnt die interne Wahl mit 84 Prozent der Stimmen.
Auf vielen Anzugrevers prangen "I voted"-Buttons in den US-Farben, ganz nach dem Motto: "Zumindest in den eigenen vier Wänden können wir Trump verhindern."
Bayerische Wirtschaft hoffte auf Harris
Bei Anspielungen auf Harris' Sieg klatscht und jubelt das Publikum. Der Pappaufsteller von Trump, der neben Harris auf die Gäste im Foyer hinabblickt, wird von einem Mann für ein Foto demonstrativ auf den Kopf gestellt.
Das von roten, weißen und blauen Scheinwerferlichtern angestrahlte Amerikahaus, das die transatlantische Verbundenheit zwischen den USA und Bayern stärken soll, ist in der Wahlnacht fest in den Händen der Demokraten.

Wenig überraschend, schließlich rechneten sich die Unternehmer in Bayern im Vorfeld eine bessere wirtschaftliche Zukunft mit Harris als Präsidentin aus, sagt Manfred Gößl, der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) München und Oberbayern, bei einem Bühnengespräch.
Unternehmer haben Angst vor Trump
Einer Umfrage des Verbands zufolge, ob es der eigenen Firma besser, schlechter oder gleich gut unter der neuen US-Regierung gehen wird, ergatterte Harris plus 28 Punkte - bei Trump waren es hingegen minus 40. "Mehr Harris geht nicht", sagt Gößl.
Das sehe auf amerikanischer Seite ähnlich aus, berichtet Steven Sokol, der Präsident des American Council on Germany: "Viele Unternehmer, mit denen ich gesprochen habe, haben Angst vor einem Trump, aber das hat viel mit seiner Unberechenbarkeit zu tun."
Gerade weil die wirtschaftlichen Verflechtungen so eng seien: BMW exportiert etwa mehr Autos aus den USA als Ford und General-Motors zusammen.
Bayern bangt wegen Trumps EU-Zöllen
Unter Trump erwartet der IHK-Oberbayern-Chef eine wirtschaftliche Zeitenwende: hohe Zölle auf US-Importe aus der EU und China. Doch: "Auf Zollerhebungen von 20 Prozent kannst du dich als Unternehmen nicht vorbereiten."
Unter diesen Umständen blieben Firmen nur drei Optionen: erstens, einen Teil der Produktion in die USA verlagern – das, was Trump sich wünscht. Zweitens, die Produktion in Bayern zu schrumpfen – das bedeutet weniger Exporte und weniger Arbeitsplätze. Und drittens, neue Märkte zu suchen – doch die EU hat es nicht geschafft, alternative Märkte in Südamerika, Indien und Kanada aufzubauen.
Söder: "Zölle sind nicht das schönste Wort"
Die Zölle könnten laut dem Münchner ifo-Institut Schäden von 33 Milliarden Euro in Deutschland bedeuten. Das Institut schätzt, dass die deutschen Exporte in die USA damit um etwa 15 Prozent zurückgehen könnten. "Zölle sind nicht das schönste Wort", sagt auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei seiner Rede zu Beginn der Wahlnacht. Gerade für ein Hochtechnologie-Land.

Doch er bleibt zuversichtlich: "Keine Panik, wir werden das schon irgendwie hinkriegen." Er will weiterhin dafür eintreten, dass die bayerische-amerikanische Freundschaft bleibe und gestärkt werde.
CEO der Münchner Sicherheitskonferenz: "Er zwingt uns dazu, unsere Komfortzone zu verlassen"
Das gilt auf geopolitischer Ebene ebenso: "Ich möchte auch in Zukunft, dass amerikanische Soldaten bei uns stationiert sind", fordert Söder. Außerdem hält er einen Beitrag zur Nato von drei statt zwei Prozent des BIP für notwendig, wie er bei seiner Wahlsieg-Gratulation am Mittwoch auf Twitter schreibt.
Der CEO der Münchner Sicherheitskonferenz, Benedikt Franke, sieht eine Zukunft mit dem neuen Republikaner-Präsidenten gelassen: "Trump hat einen Stil, der uns nicht gefällt, aber außenpolitisch ist er nicht so anders, wie wir denken."
Weiter führt er aus: "Wir haben uns abhängig gemacht von russischer Energie, vom chinesischen Markt und vom amerikanischen Militär. Er zwingt uns dazu, unsere Komfortzone zu verlassen."
Politikexpertin: "Kopf in den Sand stecken, ist das Falsche"
Als die ersten Prognosen aus Kentucky und Indiana auf die große Leinwand im Theatersaal geworfen werden, bleiben die Gesichter der wenigen Dutzend Verbliebenen entspannt. Schließlich handelt es sich um die republikanisch dominierten Staaten. Noch wird bayerisches Bier getrunken und die Warterei mit amerikanischen Donuts versüßt. Am nächsten Morgen folgt das böse Erwachen.
Doch nicht jeder in Bayern wird über den Sieg Trumps unglücklich sein. Etwa Katrin Ebner-Steiner, Fraktionsvorsitzende der AfD-Fraktion im Landtag, die sich mit dem Trump-Aufsteller ablichten lässt und dabei den Daumen nach oben zeigt.
Bezüglich der zukünftigen Beziehung zwischen Bayern und den USA warnt Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung Tutzing, jedoch: "Den Kopf in den Sand zu stecken, ist das Falsche."