Marianne Rosenberg: Das ist ihr Erfolgs-Geheimnis
NÜRNBERG „Julikuss, „Verliebte Jungs“, „Lauf Kleine“ – Titel aus dem neuen Album von – Marianne Rosenberg. Seit Februar 2011 ist es im Handel, seit März geht sie damit auf Tour – und am Freitag singt sie live in Nürnberg, im Hirsch.
„Diese Musik ist für Clubs gemacht. Ich will die Nähe, die Leute nicht so fern, alles nicht so kühl“, verrät sie uns im Gespräch, das „bitte nur über meine neue CD“ geführt werden soll. Beim Schreiben klingen die Statements schon wie Songtitel im nächsten Album: „Ich will die Nähe“, „Alles nicht so kühl“ und man hört irgendwie gleich ihre Singstimme dazu. Marianne Rosenberg gehört zu uns, seit sie mit 14 erstmals auf einer Bühne stand und über „Mister Paul McCartney“ sang. Kein Wunder, dass sie ein absoluter Profi ist, eine Frau, die mit ihrem Team ein Vierteljahr darüber nachdenkt, wie sie ihr Outfit gestalten wird, für das neue Album „Regenrhythmus“, das ohne Plattenfirma auf eigene Kappe produziert wurde. Es hat sich gelohnt, das Nachsinnen über den perfekten Auftritt. Wenn man sie im neuen Rot sieht, dieses irgendwie hocherfreute, knallige, glänzend-glamouröse Tizian, so weit und seidig. Auch die Clubentscheidung war klug, alles ausverkauft bisher.
Aber wer kommt eigentlich zum Konzert von Marianne Rosenberg? Wir haben den Nürnberger Veranstalter Peter Harasim gefragt: „Also“, denkt er laut nach - „da kommen eigentlich alle: ewige Schlagerfans und Nostalgiker, natürlich die Schwulen und Lesben, die die – heterosexuelle – Marianne Rosenberg seit jeher verehre; aber auch Altpunks, junge Leute, die sie einfach cool finden, intellektuelle Fünfziger - das wird proppenvoll“, macht er sich keine Sorgen übers Geschäft.
Mit Stöckelschuh zur Hausbesetzung
Das Phänomen Rosenberg, Marianne, geboren am 10. März 1955 in Berlin, drittes von sieben Kindern des Auschwitz-Überlebenden Otto Rosenberg, ist oft beschrieben. Als MR bei einem frühen Casting entdeckt wurde, war sie auch über Nacht Zugpferd eines erfolgreichen Familienunternehmens. Der Vater, hochmusikalischer Sinto, hatte das KZ als Gebrochener verlassen, schon als kleines Mädel hat sie für ihn im Wirtshaus gesungen, wie sie in Ihrer Autobiographie „Kokolores“ erzählt. Plötzlich verdiente sie am Abend mehr, als die Mama in zwei Wochen erbuckeln konnte, die Geschwister halfen beim Autogrammversand, man zog ins neue Haus. Anfang der Achtziger kam der große Knall. Es reichte ihr einfach, das Singen vom Mädchen, das nie bekam, wovon sie träumte. Sie stieg aus, verließ die Plattenfirma, fand neue Freunde. Rio Reiser, der erste deutsche Punk, sensible Gallionsfigur der Linken, wurde ihr bester Freund. Mit Stöckelschuh und perfekt geschminkt ging es auf Demos und Hausbesetzungen. Ihr Lebensgefährte seit den Neunzigern, war Herausgeber der Zeitung „Radikal“. Mit einem Lächeln schaffte die Rosenberg, wovon Politiker nur träumen können: den Spagat über die Gräben biografischer Unwägbarkeiten. Immer ehrlich u n d trotzdem geheimnisvoll.
Natürlich wird sie auch am Freitag wieder die Klassiker singen, wonach die Fans verlangen, „Marleen“, und „Ich bin wie du“ aber vor allem die neuen, selbstgeschriebenen Regenrythmus-Songs: raffinierte Stücke mit Überaschungscoups, gebettet in gängige Refrains und gefällige Beat- und Elektrowaves: Worte für die Seele, ein Hauch Gesellschaftskritik; ein bissel zum Mitfliegen, ein bissel zum Mitsingen. Der „Sound-of-Rosenberg“, gute Popmusik, international konkurrenzfähig. Nicht mehr, nicht weniger.
www.der-hirsch.de 1.4., 20 Uhr, VV 29,90 Euro
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