Margit im Ruhestand: Sie kennt alle Sünder!

„Ich könnte ein ganzes Buch schreiben“: Die Justizangestellte Margit Schemm arbeitete 43 Jahre lang bei der Staatsanwaltschaft.
NÜRNBERG Am vergangenen Dienstag feierte sie 60. Geburtstag, am Freitag gab’s eine Riesen-Abschiedsfete – und morgen ist der letzte Arbeitstag von Margit Schemm. 43 Jahre lang war die attraktive und jung gebliebene Justizangestellte der emsige Geist bei der Staatsanwaltschaft.
„Ich könnte ein ganzes Buch schreiben“, blickt sie auf die mehr als vier Jahrzehnte ihres beruflichen Lebens zurück. Mit dieser Aussage dürfte sie allerdings so manchen Gesetzes-Sünder arg in Verlegenheit bringen. Doch keine Angst: Margit Schemm ist in dieser Hinsicht eine Ausgeburt an Diskretion – und so können auch prominente Empfänger von Strafbefehlen und Bußgeldbeschreiben weiter ruhig schlafen.
Als sie mit 17 in der Verkehrsabteilung bei der Staatsanwaltschaft anfing, stand sie gleich einem äußerst bekannten Menschen gegenüber. „Hans Sachs war mein erster Chef“, erinnert sich die frischgebackene Ruheständlerin. Der Nürnberger Oberstaatsanwalt genoss durch seine Rolle als „Rate-Fuchs“ in der TV-Serie „Was bin ich?“ regelrechten Kult-Status. Die Folgen des hohen Bekanntheitsgrads ihres Vorgesetzten bekam sie zu spüren. Margit Schemm: „Ich musste die Fan-Post von ihm beantworten.“
Mit lachenden Augen erinnert sie sich nur allzu gern an eine Episode aus dieser Zeit: „Damals wurden die ersten Schreibautomaten mit Lochstreifen eingeführt. Als ich das den Kindern von Hans Sachs zeigte, rannten sie kreischend zu ihrem Papa und riefen: Da schreibt ja ein Geist.“
Diese Zeiten sind lange vorbei. Margit Schemm, die ein knappes Dutzend unterschiedlichster Chefs erlebte, war federführend bei der Einführung der elektronischen Datenverarbeitung. Seitdem flatterten Tausende von Straf- und Haftbefehlen, Bußgeldbescheiden und Durchsuchungsbefehle auf ihren Knopfdruck hin aus den Druckern. Margit Schemm: „Ich war immer wieder einmal erstaunt, welche bekannten Namen da aufgetaucht sind.“
Mit ihrem Ruhestand muss sie es allerdings ganz langsam angehen lassen. Margit Schemm hat sich im Rücken einen Nerv eingeklemmt.
hr