Mannichl: "Der Kampf geht weiter"

Passaus Polizeichef ist nach dem Messerattentat wieder zuhause. Alois Mannichl lässt sich von den Nazis nicht einschüchtern. Die Polizei sucht weiter fieberhaft nach dem Täter, der eine Schlange und ein Kreuz tätowiert hat.
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Am Freitag konnte der Passauer Polizeichef Alois Mannichl die Klinik verlassen.
dpa Am Freitag konnte der Passauer Polizeichef Alois Mannichl die Klinik verlassen.

Passaus Polizeichef ist nach dem Messerattentat wieder zuhause. Alois Mannichl lässt sich von den Nazis nicht einschüchtern. Die Polizei sucht weiter fieberhaft nach dem Täter, der eine Schlange und ein Kreuz tätowiert hat.

PASSAU „Ich werde im Kampf gegen die Rechten nicht nachlassen. Wir dürfen uns nicht von Einzelnen in Angst und Schrecken versetzen lassen“, sagt Alois Mannichl kämpferisch. Aufrecht, wenn auch etwas blass und sichtlich mitgenommen von der heimtückischen Messerattacke, verließ der Passauer Polizeichef am Freitag das Krankenhaus. Hand in Hand mit seiner Frau Anneliese machte sich der 52-Jährige auf den Heimweg nach Fürstenzell, wo er vor einer Woche an der Haustür von einem Attentäter niedergestochen worden war.

Die Polizei sucht drei Männer, zwei davon tragen wohl auffällige Tattoos. Sie wurden in der Nähe des Tatorts von Zeugen beobachtet. Ein Münchner Ehepaar, das zur rechtsextremen Szene zählt, ist in U-Haft: Manuel und Sabrina H. sollen laut Staatsanwaltschaft Passau in den Mordanschlag vom vergangenen Samstag verwickelt sein.

Rührende Liebeserklärung

Noch auf der Treppe des Passauer Klinikums machte Alois Mannichl seiner Frau und seinen beiden Kindern eine rührende Liebeserklärung: „Ohne euch hätte ich das Ganze nicht durchgestanden, ihr seid das Wichtigste auf der Welt.“ Der Polizeichef hat dabei Tränen in den Augen. Er ringt sichtlich um Fassung. Seine Frau Anneliese und ein Kollege stützen ihn. „Wir dürfen uns nicht von Neonazis einschüchtern lassen“, sagt Alois Mannichl entschlossen. Weil er und seine Beamten bei rechten Aufmärschen immer wieder energisch durchgriffen, wurde er zum Hassobjekt der Szene.

Mannichl will allen zeigen, dass er sich auch nach dem Anschlag nicht vor den Rechten versteckt. Er verlässt deshalb das Krankenhaus durch den Haupteingang: „Die sollen sehen, dass der Kampf weitergeht.“ Sichtlich bewegt bedankt er sich für die vielen Genesungswünsche. „Selbst aus New York und Toronto kamen welche“, erzählt Polizeisprecher Peter Krämer.

Haarscharf dem Tod entkommen

Besonders stolz macht Alois Mannichl der große Rückhalt, den er in Passau und Umgebung erhält. „Vor allem der Zuspruch vieler junger Leute ist beeindruckend“, sagt er. Mannichl weiß, dass er haarscharf dem Tod entkommen ist. Die Klinge verfehlte nur knapp lebenswichtige Organe: „Der Herrgott hat mir eine ganze Reihe Schutzengel geschickt.“ Den Rest erledigten Ärzte und Pflegepersonal des Passauer Klinikums. „Seine Genesung macht gute Fortschritte“, betont ein Arzt.

In einem 5er-BMW wurden die Mannichls nach Hause gefahren, wo sie zusammen mit den Kindern Weihnachten feiern wollen. Sie stehen unter Polizeischutz, werden rund um die Uhr bewacht. Die Neonazi-Szene in Fürstenzell ist dagegen auf Tauchstation gegangen – sehr zur Freude der Bevölkerung. „Die hat hier eh keiner gewollt“, brummt Pizzeria-Wirt Franco, dessen Lokal neben dem heruntergekommenen Café „Traudl“ liegt, in dem sich die Braunen bis vor kurzem regelmäßig trafen. „Da ist es ganz still geworden“, grinst ein Nachbar. Zwei Kriminalbeamte stehen vor dem Nazi-Treff. Wirtin Traudl und ihren Mann Toni hat seit Tagen keiner mehr gesehen.

Für Montagabend haben die Fürstenzeller eine Lichterkette organisiert. „Damit wollen wir gegen rechte Gewalt demonstrieren“, sagt Vize-Bürgermeister, Manfred Hammer. Am Freitag hat die Polizei Skizzen von Tattoos veröffentlicht. Es werden drei Verdächtige gesucht. Einer hat eine grüne Schlange am Hals, ein weiterer ein Kreuz mit Pfeil auf der Wange. Der Attentäter soll auffallend groß sein. Für Hinweise gibt es 5000 Euro Belohnung.

Ralph Hub

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