Manfred Weber über irreguläre Migration: Kontrolle ist "machbar"

Warum sich der EVP-Chef in Brüssel zuversichtlich zeigt, die irreguläre Migration bekämpfen zu können – und inwieweit Serbien als Beispiel dient.
Martina Scheffler
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
6  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Manfred Weber beim "Abend der Bayerischen Wirtschaft" in Brüssel.
Manfred Weber beim "Abend der Bayerischen Wirtschaft" in Brüssel. © vbw

Brüssel – Eigentlich sollte die Wirtschaft im Mittelpunkt stehen, das verhieß schon der Name: Zum "Abend der Bayerischen Wirtschaft" war am Dienstag nach Brüssel geladen worden, von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft vbw in Kooperation mit der Bayerischen Vertretung der EU.

Positivbeispiel Italien

Der Vorsitzende der EVP-Fraktion im EU-Parlament und CSU-Politiker Manfred Weber war für ein Grußwort gekommen, sprach darin von der Notwendigkeit, den europäischen Binnenmarkt zu vertiefen und die ökonomische Stärke des Kontinents zu erhalten. Und dann ging es gegenüber Journalisten doch um das große Thema Migration.

Weber nannte als Positivbeispiel Italien, das im Zusammenspiel mit Tunesien die Ankunft von Migranten über die "Zentrale Mittelmeerroute" im ersten Halbjahr 2024 um 64 Prozent senken konnte.

Auch anderenorts verzeichnet man demnach Fortschritte: Es gebe "große Erfolge mit Serbien", dessen Visaregime an das der EU angepasst worden sei. Generell seien die Zahlen der Asylbewerber "europaweit sinkend", sagte Weber.

Erst am Montag war zudem bekanntgeworden, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Rückführungszentren für abgelehnte Asylbewerber außerhalb der EU setzt.

Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, mit Manfred Weber (CSU), Fraktionsvorsitzender der EVP. Weber unterstützt die Idee von sogenannten "Rückführungshubs", wie sie von der Leyen ins Spiel gebracht hat.
Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, mit Manfred Weber (CSU), Fraktionsvorsitzender der EVP. Weber unterstützt die Idee von sogenannten "Rückführungshubs", wie sie von der Leyen ins Spiel gebracht hat. © Philipp von Ditfurth/dpa

Ein Vorbild ist das Abkommen Italiens mit Albanien, das gerade aktiviert wurde: Italien führt Asylverfahren in dem Balkanstaat durch. Der Kampf gegen irreguläre Migration wird auch im Zentrum des Gipfels der Staats- und Regierungschefs an diesem Donnerstag in Brüssel stehen.

"Wir können es unter Kontrolle bekommen, es ist machbar", sagte Weber am Dienstagabend in Brüssel zum Thema. "Rückführungshubs sind ein mögliches Tool, um das zu schaffen. Alle Maßnahmen, die das Geschäftsmodell der Schlepperbanden zerstören, sind willkommen. Wir müssen das Problem der irregulären Migration in den Griff bekommen."

Kampf gegen irreguläre Migration: Ankunft der ersten Migranten, die in von Italien in Albanien errichtete Zentren gebracht wurden. Die Migrationspolitik ist Schwerpunkt beim EU-Gipfel.
Kampf gegen irreguläre Migration: Ankunft der ersten Migranten, die in von Italien in Albanien errichtete Zentren gebracht wurden. Die Migrationspolitik ist Schwerpunkt beim EU-Gipfel. © Armando Babani/ZUMA Press Wire/dpa

"Jeder Asylsuchende oder Flüchtling, der auf einer Gefährderliste steht oder strafrechtlich verurteilt wurde, muss Europa verlassen", forderte Weber weiter. Dies müsse EU-weit geregelt werden.

Werben für Mercosur

Ein weiteres Anliegen des EVP-Chefs: Bei Gesprächen über Rückführungsabkommen mit den betroffenen Ländern dürfe es nicht nur um Migration gehen, "sondern auch um Wirtschaftsfragen", ist Weber überzeugt. Dies erhöhe die Bereitschaft der betroffenen Länder, sich überhaupt auf Gespräche einzulassen.

Damit war der Bogen zur Wirtschaft wieder geschlagen. Handelsabkommen wie das schon seit 20 Jahren verhandelte EU-Mercosur-Abkommen mit südamerikanischen Staaten sind aus Webers Sicht auch wichtig, um diese Staaten nicht China zu überlassen - denn dorthin würden sie sich wenden, wenn man ihnen nicht "die Hand entgegenstreckt", ist der EVP-Chef sicher.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
6 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Der wahre tscharlie am 18.10.2024 17:52 Uhr / Bewertung:

    Der Begriff "irreguläre Migration" ist sowieso irreführend. Denn er setzt voraus, dass es eine regulöre Migration gibt. Aber Migration ist immer irregulär.

    Und eine Kontolle ist eben nicht machbar. Denn es wird immer Menschen geben, die über die Grüne Grenze kommen. Und die kann man garnicht kontrollieren.

    Und was die Albanien-Geschichte der Melonie betrifft, so hat das Gerald Knaus gestern bei "Maybritt Illner" voll auf den Punkt gebracht.
    Eine reine Show-Veranstaltung!!!

    Dieses "Gefängnis" hätte sie auch in Italien bauen können, die Asylanträge bearbeiten und wer in Italien bleiben darf wird rausgelassen und wer nicht, wird abgeschoben.
    Dazu muß man nicht nach Albanien gehen und der dortigen Regierung auch noch Geld dafpr zahlen. Und nachdem dort weder Presse, noch die alb.Regierung, noch NGOs Zutritt haben, frag ich mich, wo bleibt da noch die Rechtsstaatlichkeit.

  • Durchblicker am 18.10.2024 14:13 Uhr / Bewertung:

    Immerhin scheint ja nun auch die EU so langsam die mit der Massenmigration zusammenhängenden Probleme zu erkennen. Allerdings hat sich diese Organisation in der Vergangenheit schon oft als so unfähig bei der Problemlösung erwiesen, dass die Nationalstaaten tätig werden müssen. Die meisten haben es schon getan, unserer tut es wohl erst nach der nächsten Bundestagswahl, hoffentlich!!!

  • HanneloreH am 17.10.2024 10:43 Uhr / Bewertung:

    Sie hatten jetzt fast 10 Jahre Zeit für das „machbare“ das Ergebnis können wir schon sehn. „ Mit nem guten Fernglas „

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.