Mach’ mal Blaupause im Fettnäpfchen

Comedian Mario Barth, der getunte 4er-Golf unter Deutschlands Komikern, machte die ausverkaufte Arena zu Mallorca.
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Weiterhin primitiv und glücklich: Mario Barth.
AP Weiterhin primitiv und glücklich: Mario Barth.

NÜRNBERG - Comedian Mario Barth, der getunte 4er-Golf unter Deutschlands Komikern, machte die ausverkaufte Arena zu Mallorca.

Man würde Mario Barth nicht gerecht mit der Unterstellung, er selbst sei so niveau- wie belanglos und langweilig wie das Programm, das der Berliner nun schon durchs dritte Jahr blödelt: „Männer sind primitiv, aber glücklich“. Denn wäre der Comedian doof wie sein Bühnen-Alter-Ego, würde die Nürnberger Arena mit 7000 Leuten nicht aus allen Nähten platzen und der Mann keine Millionen scheffeln.

„Primitiv, aber glücklich" klingt wie „dumm f***t gut“: Wen wundert's, dass der Berliner vor Showstart alle Frauen, „die ein Kind von Mario Barth wollen“, via großformatige LED-Botschaft backstage bittet? Supermario für ganz weit unten. Barth ist der getunte 4er-Golf unter Deutschlands Komikern. Bestimmte Kreise vergöttern ihn. Andere verachten ihn. Oder tun so und finden eine Probefahrt dann doch ganz lustig. Tief gelegt ist er und laut. Massenkompatibel wie Mallorca.

Wäre Reich-Ranicki ein Diktator, bliebe Barth nur das Exil. Aber da im TV-Pluralismus die Rollen vertauscht sind, durfte der Scherzkeks in der Arena einmal mehr den Volkstribun geben. Wie immer ging’s um die wie immer mäßig lustigen Begebenheiten, die Barth mit und wegen seiner namenlosen Freundin durchlebt: Sie schrottet sein Auto, er bespritzt die Wand mit Rotwein. Sie lässt sich von ihm ins 600 Kilometer entfernte Handtaschen-Outlet chauffieren und kauft nur eine Tasche. Sie legt immer die Fernbedienung auf den Fernseher, er kann die Freundin seines Kumpels nicht ab: „In meiner Bude haben sie gestreitet (sic!)!“

Die Plebs dürstet nicht nach Gender-Mainstreaming, sondern nach dem kleinen Unterschied. Der verhinderte Frauenversteher und „Wir Männer“-Pseudo-Kumpel lässt im Blaupausen-Bombardement kein Fettnäpfchen aus.

„Einen Fernseher finden Sie nicht bei uns, Sie müssen sich selber finden“, habe der Manager eines Wellness Hotels, in dem Barth von – logo – seiner Freundin einquartiert wurde, dem TV-Junkie entgegnet. Schlimm, schlimm: Denn ohne Fernsehen wäre Barth ein paar Millionen ärmer – und wohl mehr primitiv als glücklich.

Steffen Windschall

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