Lustloser Lust-Fußballer

Club-Mittelfeldass Jens Hegeler findet sein Spiel bisweilen selbst komisch hüftsteif: „Als ich mich auf Video gesehen habe, bin ich total erschrocken.“ Trainer Dieter Hecking lobt seinen Musterschüler
NÜRNBERG In seiner Spielweise erinnert Jens Hegeler, stramme 1,93 Meter groß, an den berühmten Storch im Salat: staksig, hüftsteif und fast schon ungelenk. „Ja“, gesteht der 22-jährige Allrounder aus dem Club-Mittelfeld, „das sieht manchmal echt komisch aus.“
"Die Fohlen waren für mich nie ein Hass-Verein"
Über dieses lethargisch wirkende Spiel zerreißen sich nicht nur die Fans bisweilen den Mund. Auch Hegeler selbst fuhr der Schock schon in die Glieder. „Als ich mich das erste Mal auf Video gesehen habe, war ich total erschrocken. Da habe ich mich gefragt: Hat der Typ da unten auf dem Platz überhaupt Lust, mitzuspielen?“ Welche Frage: klar hat er! „Ich Freude mich auf jedes Training genauso wie auf jedes Spiel“, versichert Jens, der lustlose Lust-Fußballer.
Deshalb ist er auch besonders heiß darauf, dass die nächsten Wochen richtig stressig für ihn werden könnten: „Mit fünf Spielen in 15 Tagen hätte ich überhaupt kein Problem.“ Wichtig dabei: „Wirklich immer nur von Spiel zu Spiel denken, sich durch irgendwelche möglichen Konstellationen nicht aus der Konzentration bringen lassen.“ Also noch nicht an das eventuelle Pokal-Viertelfinale auf Schalke am 25. Januar denken, wenn doch in einer Woche erst die Hürde Offenbach erfolgreich bestritten werden muss.
Weder mit der einen, noch der anderen Partie hat sich Hegeler „so richtig auseinandergesetzt“. Schließlich kommt zum Rückrundenstart am Samstag erstmal Mönchengladbach. Für ihn als gebürtigen Kölner liegt im Duell gegen das Schlusslicht allerdings nicht so viel Brisanz, wie man es von einem Geißbock-Fan „in der Jugendzeit“ erwarten würde. „Die Fohlen waren für mich nie ein Hass-Verein. Aber mit einem Sieg könnte ich einigen Bekannten einen großen Gefallen tun.“ Nicht nur wie an Weihnachten mit Nürnberger Lebkuchen: „Die sind richtig gut angekommen“.
Mit 16 bei Köln aussortiert
Wie auch er selbst in Nürnberg. Noch bis Juni 2012 ist Jens von Bayer Leverkusen ohne Rückholoption ausgeliehen. Und für seinen Trainer Dieter Hecking ist er gar der Spieler der Vorrunde. „Er ist dominanter geworden und hat an körperlicher Präsenz zugelegt“, lobt der 46-Jährige seinen Schlaks, dem in der Jugend der Sprung zum Profi nicht zugetraut worden war.
Der 1.FC Köln hatte Hegeler mit 16 Jahren ausgemustert. Seine Lust am Fußball verlor er dennoch nicht. „In den nächsten beiden Jahren bin ich 20 Zentimeter gewachsen“, blickt Jens zurück. Und schaffte es über Leverkusens Amateure zu den Profis. Wie Eindrücke doch täuschen können, solange einer nur lustlos aussieht. Aber eben nicht so spielt...Markus Löser
Mehr über den Club und den Ausfall von Ilkay Gündogan lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer Abendzeitung am Mittwoch, 12. Januar.