Lukebakio ärgert Bayern wieder: Kovac-"Kompliment" für Covic
München/Berlin - Neben dem gewichtigen Punkt aus seinem ersten Spiel als Bundesliga-Coach brachte Ante Covic am Sonntag auch das Lob seines Kollegen Niko Kovac mit zurück nach Berlin. "Kompliment an Ante. Kompliment an Hertha", sagte der Bayern-Coach nach einem 2:2 zum Auftakt der neuen Bundesliga-Saison, das bei den beiden Freunden höchst unterschiedliche Gefühle auslöste. Die Berliner dürfen den Achtungserfolg in München als erste zarte Bestätigung des neuen Kurses mit Covic werten. Beim Titelverteidiger bleiben trotz der angekündigten Verstärkung mit Barca-Star Philippe Coutinho und Gladbach-Talent Michaël Cuisance einige Fragezeichen.
"Nach dem 0:1 hätten sicherlich nicht mehr viele auf uns gesetzt. Wir haben aber daran geglaubt, dass wir jeden Gegner wehtun können", sagte Covic: "Wenn du in München ein 2:2 holst, ist alles in Ordnung." Für Covic war das Resultat "sicherlich etwas glücklich für Hertha. Meine Mannschaft hat alles versucht, im Grunde auf ein Tor gespielt. Ich kann meinen Jungs keinen Vorwurf machen". Schon auf dem Platz hatte es vor 75 000 Zuschauern die Umarmung der beiden gebürtigen Berliner gegeben. "Mit zwei Aktionen, davon eine glücklich" schockte Hertha die Bayern und brachte das Remis mit viel Engagement über die Zeit, bemerkte Covic.
Gleich einige der Personal-Entscheidungen des neuen Hertha-Trainers gingen auf: Neuzugang und Bayern-Schreck Dodi Lukebakio (36. Minute) in der Startformation sowie Marko Grujic (38.) später in einer offensiveren Position wurden zu Hauptdarstellern. Der schnelle Lukas Klünter löste auf der rechten Seite die schwierige Aufgabe gegen Bayerns Kingsley Coman bravourös. Routinier Vedad Ibisevic (35), an beiden Toren beteiligt, erwies sich als echter Kapitän. "Ja, ich bin stolz", sagte der Bosnier über die Teamarbeit. "Mit dem Punkt kann man auf jeden Fall sehr gut leben. Aber ich hätte gerne gewonnen."
Vor allem über die Art und Weise, wie Hertha den Ausgleich kassierte, ärgerten sich Kapitän und Trainer gleichermaßen. Als die Bayern einen Angriffsversuch längst abgebrochen hatten, bekamen sie nach Videobeweis Elfmeter. "Robert ist ein sehr erfahrener Spieler und mag solche Situationen. Und da hat er es ausgenutzt, dass ich jünger und unerfahrener bin", kommentierte die 23 Jahre alte Liverpool-Leihgabe Grujic den Zweikampf gegen den bald acht Jahre älteren Polen Lewandowski. Der zweifache Bayern-Torschütze nutze ein kurzes Halten und Schubsen von Grujic zu einem heftigen Sturz.
So blieb bei Hertha und Grujic der Zwiespalt: "Ich bin zufrieden, aber wir hatten bis 30 Minuten vor dem Ende ein gutes Ergebnis und hätten vielleicht drei Punkte holen können." Für Trainer Covic ist es wichtig, dass die Spieler mehr und mehr Vertrauen in seine mutigere und offensivere Spielphilosophie bekommen. "Wir haben heute alles gezeigt, auch wenn man gegen Bayern nur wenig Ballbesitz haben kann. Aber es ist ein kleiner Schritt, um die Mentalität des Teams zu zeigen", bemerkte der Australier Mathew Leckie, den Covic auch etwas unerwartet in die Startelf gestellt hatte.
Und dann gab es ja noch den Bayern-Schreck Lukebakio, der nun bei fünf Toren in drei Partien gegen den Rekordmeister steht. "Ich glaube, er liebt München und dieses Stadion. Wir wussten das. Wir haben Videos aus der letzten Saison gesehen und haben gehofft, dass er wieder trifft", berichtete Grujic.
"Nein, nein", sagte der 21 Jahre alte Lukebakio mit einem Lachen: "Es ist nicht einfach", gegen die Bayern Tore zu schießen. Diesmal hatte der von Hertha für 20 Millionen Euro verpflichtete Belgier auch Glück. Sein Distanzschuss wurde vom Rücken von Ibisevic unhaltbar für Bayern-Keeper Manuel Neuer abgefälscht. "Ich habe einfach versucht, meinem Club zu helfen. Und bin froh, hier zu sein", sagte der Rekord-Zugang. Es war seine einzige große Aktion. Kapitän Ibisevic lobte Lukebakio dennoch: "Das ist ein Junge, der sehr viel Qualität bringt. Jetzt geht's darum, dass wir uns einspielen."