Interview

Ludwig Prinz von Bayern marschiert nicht 100 Kilometer ‒ das steckt dahinter

Beim diesjährigen Spendenmarsch für Afrika tritt der Wittelsbacher kürzer ‒ für seinen Sohn. Wie oft er jetzt noch bei seinem Projekt in Kenia sein wird, ob er sein Kind in der Öffentlichkeit zeigen wird und welche "Schwierigkeit" es mit dem Namen Rupprecht gibt.
von  Rosemarie Vielreicher
Ludwig Prinz von Bayern und Ehefrau Sophie-Alexandra.
Ludwig Prinz von Bayern und Ehefrau Sophie-Alexandra. © Michael Faulhaber/dpa

München – Es hat schon Tradition: Ludwig Prinz von Bayern (42) läuft jedes Jahr im Spätsommer 100 Kilometer durch seine Heimat Bayern, um so Spenden für sein Herzensprojekt in Kenia zu sammeln. Begleitet wird er beim Löwenmarsch von vielen Gleichgesinnten.

Dieses Jahr wird er nicht die gesamte Strecke mitgehen, wie er der AZ erzählt. Der 42-Jährige ist der Ururenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III. Seine Frau Sophie-Alexandra Prinzessin von Bayern hat am 6. August einen Sohn geboren.

AZ: Ludwig Prinz von Bayern, herzlichen Glückwunsch zur Geburt Ihres Sohnes Rupprecht! Seit genau 20 Tagen sind Sie nun zu dritt. Wie geht es Ihnen dreien? Oder konkreter gefragt: Wie müde sind Sie?
LUDWIG PRINZ VON BAYERN: Heute bin ich gar nicht mal so müde. Es ist wichtig, dass Väter heutzutage ihren Teil beitragen ‒ ich mache auch viele Nachtdienste. Aber im Vergleich: Nach 100 Kilometern beim Löwenmarsch war ich müder als nach 20 Tagen Vaterschaft.

Wie fühlt es sich an, zum ersten Mal Vater zu werden?
Meine Frau und mein Sohn sind sehr gesund, das freut mich sehr. Es ist ein unglaubliches, individuelles Erlebnis. Es gibt kaum etwas Schöneres im Leben.

Ludwig Prinz von Bayern über Sohn Rupprecht: "Wir sind sehr glücklich mit dem Namen"

Wer hat seinen Namen ausgesucht?
Er heißt Rupprecht und trägt als Beinamen Theodor und Maria. Den Namen haben meine Frau und ich natürlich gemeinsam gewählt. Der letzte Wittelsbacher mit diesem Namen war der letzte bayerische Kronprinz, mein Urgroßvater. Wir sind sehr glücklich mit dem Namen.

Was ganz komisch ist, dass unsere internationalen Freunde und Verwandten sich wunderbar schwer bei der Aussprache tun (lacht).

Werden Sie Ihr Kind aus der Öffentlichkeit heraushalten?
Wir werden es sicher nicht verstecken, sondern immer wieder mal dabei haben. Aber wir werden immer darauf achten, dass wir als junge Familie unser privates Leben nicht in die Öffentlichkeit ziehen. Was sich in den eigenen vier Wänden abspielt, sollte dort bleiben.

An diesem Wochenende steht wieder Ihr Löwenmarsch an, bei dem Teilnehmende 100 Kilometer durch Bayern für den guten Zweck gehen. Haben Sie sich überhaupt vorbereiten können?
Die letzten fünf Mal bin ich die 100 Kilometer durchmarschiert ‒ dieses Jahr mache ich den Anfang und das Ende und lasse in der Mitte ein Stück aus. Als frischer Vater mit Neugeborenem darf ich nicht riskieren, ein paar Tage auszufallen, wenn man sich zum Beispiel verletzt.

"Als Ausgleich stifte ich einen Preis"

In der Anmeldeliste sieht man, dass Sie trotzdem 50 Kilometer planen. Nicht wenig.
Man sollte davor Respekt haben, aber es sollte zu schaffen sein. Als Ausgleich, dass ich nicht 100 Kilometer dabei bin, stifte ich einen Preis: den Sammel-Löwen aus Nymphenburger Porzellan. Dieser wird an den Gewinner übergeben. Das ist bei uns nicht, wer am schnellsten oder am weitesten läuft, sondern wer am meisten Spenden sammelt.

Alle Plätze, 750 an der Zahl, sind schon belegt.
Man kann trotzdem noch nachrücken, es gibt eine Warteliste. Im vergangenen Jahr hatten wir 1000 Teilnehmer, das war an den Stationen schon sehr eng. Deswegen haben wir uns für das Limit von 750 Personen entschieden.

Der Löwenmarsch 2024 (31. August bis 1. September) beginnt wieder bei Schloss Kaltenberg und führt 100 Kilometer durch Bayern. Mehr Informationen zu dem Spendenmarsch: www.löwenmarsch.de
Der Löwenmarsch 2024 (31. August bis 1. September) beginnt wieder bei Schloss Kaltenberg und führt 100 Kilometer durch Bayern. Mehr Informationen zu dem Spendenmarsch: www.löwenmarsch.de © Learning Lions

Wie erklären Sie sich das anhaltende Interesse an diesem Spendenmarsch?
Die Strecke ist einfach einmalig. Wer hat schon so einen Start- und Endpunkt mit der Ritterarena in Schloss Kaltenberg und dem Löwen-Hof von Schloss Hohenschwangau? Auch die Versorgung auf der Strecke ist gut. Gleichzeitig ist es keine Sportveranstaltung, sondern man geht bis zu 100 Kilometer, um etwas Gutes zu tun.

"Früher war ich im Schnitt neun Monate im Jahr in Kenia"

Die Spenden fließen in Ihr IT-Schulprojekt Learning Lions in Kenia. Wie oft werden Sie selbst jetzt noch in Ostafrika sein?
Früher war ich im Schnitt neun Monate im Jahr in Kenia. Das geht natürlich nicht mit einer Familie. Ich peile drei bis vier Mal im Jahr an. Als Entwicklungshelfer muss man sich ersetzbar machen. Die Menschen vor Ort sollen immer mehr Verantwortung übernehmen.

Das heißt nicht, dass man sich gleich komplett rausziehen muss, sondern langsam, Stück für Stück, die Verantwortung weitergibt. Das Ziel: Irgendwann sollte jedes gute Entwicklungsprojekt komplett von allein laufen. Wir binden die Menschen vor Ort ein und machen Entwicklungshilfe auf Augenhöhe.

Was hat sich im vergangenen Jahr bei dem Projekt getan?
Wir haben zum Beispiel Trainings zu Digital Literacy (Digitale Kompetenz; d. Red.) durchgeführt. Diese dauern sechs Wochen, in denen wir jungen Menschen beibringen, wie sie mithilfe ihrer Smartphones ihr Leben positiv verändern können.

Das umfasst zum Beispiel: die Finanzen regeln, Job-Bewerbungen schreiben, online auf Universitäten gehen. Wir zeigen ihnen, dass man so viel mehr mit dem Handy machen kann, als auf Instagram herumzusurfen. Sie verwandeln das Smartphone also von einem Zeitverschwender in einen positiven Gegenstand, der die Karriere ankurbelt.

Was hat sich noch verändert?
Des Weiteren hatten wir unsere Fortgeschrittenen-Programme, um junge Menschen mit Talent auf internationales Niveau zu bringen. Gleichzeitig merken wir, dass unser Projekt immer mehr als Musterprojekt gesehen wird ‒ mitten in einer Gegend, die bisher völlig von der Entwicklung ausgelassen wurde.

Menschen, die sonst gelernt hätten, auf Vieh aufzupassen oder Körbe zu flechten, können dort jetzt digitale Dienstleistungen erbringen. Und erst am vergangenen Samstag fand in Kenia die Premiere unseres ersten am Campus produzierten Kinofilms statt. Er soll bald auch international gezeigt werden, auch in München. Es geht um eine bewegende Geschichte eines jungen Mädchens, das gegen seinen Willen verheiratet werden soll.

Das Herzensprojekt von Ludwig Prinz von Bayern: der IT-Campus in Kenia.
Das Herzensprojekt von Ludwig Prinz von Bayern: der IT-Campus in Kenia. © Learning Lions

"Die Spenden des Löwenmarsches sind wichtig"

Was Sie aufzählen, geht über den reinen Bau von weiteren Gebäuden hinaus. Ist der Campus also abgeschlossen?
Wir haben auch viel gebaut im vergangenen Jahr, da kann ich auch einiges erzählen. Unsere Kindertagesstätte wurde fertiggestellt, wir haben neue Studenten-Unterkünfte gebaut.

Als spannendes Nebenprojekt zum IT-Campus Learning Lions haben wir auch eine digitale Mädchenschule, ein Gymnasium, in Betrieb genommen ‒ dort hat jede Schülerin Zugriff auf einen Computer. In der ersten Jahrgangsstufe haben wir aktuell rund 100 Schülerinnen.

Momentan sind wir zudem in der Planung, unsere kleine Krankenstation zu verbessern. Die Spenden des Löwenmarsches sind wichtig für die Ausbildung am Campus und für die Eigenanteile, wenn wir Gebäude bauen.

"Tolle Erfolgsstorys!"

Seit nun zehn Jahren gibt es Learning Lions schon. Haben Sie noch Kontakt zu den ersten Schülern?
Absolut! Wir haben uns damals mit einem Container voll Laptops in ein Gemeindezimmer eingemietet. Wir hatten noch keine Lehrer, sondern Lern-CDs für verschiedene Softwares. Mit 30 jungen Frauen und Männern haben wir damals angefangen.

Eine von ihnen hat ein grafisches Programm erlernt und Kinderbücher im Internet gestaltet. Ein anderer ist Filmemacher geworden, ein weiterer gestaltet Logos für Firmen in aller Welt. Tolle Erfolgsstorys! Einige der allerersten Schüler arbeiten auch teils in führenden Positionen am Campus mit.

Was stellen Sie sich für die nächsten zehn Jahre vor?
Wir haben gezeigt, was machbar ist. Ich hoffe, dass diese Ideen auch für andere Gegenden aufgegriffen werden: Ausbildungsstätten kombiniert mit Co-Working-Spaces in entlegenen Regionen Afrikas.

Die Menschen dort sind oft sehr heimatverwurzelt und haben tolle Traditionen. Sie haben ein Recht darauf, Teil der entwickelten Welt zu sein, ohne ihre Heimat dafür verlassen zu müssen. Ein bisschen wie Laptop und Lederhosen auf Afrikanisch.  

Mehr zum Löwenmarsch am 31. August und 1. September: www.löwenmarsch.de

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