Luchs-Alarm in Utting
UTTING - Die einzigen Großkatzen, denen man rund um den Ammersee regelmäßig über den Weg läuft, sind Limousinen aus dem Hause Jaguar. Jetzt scheint sich eine weitere Raubkatze in der Gegend rumzutreiben – ein Luchs, wie manche glauben.
Der mysteriöse Räuber plünderte bei einer Familie aus Utting einen Meerschweinchenkäfig. Auch auf einem Bauernhof am Dexenberg wurden in den letzten Wochen verdächtige Beobachtungen gemacht.
Ein merkwürdiges Geräusch hatte Marcella Sebesta-Holzäfpel aus dem Schlaf gerissen. Als sie in den Garten ging und nachsah, stand sie vor dem völlig demolierten Kleintierkäfig, in dem die Familie aus Utting vier Meerschweinchen und vier Hasen hielt. Der kleine „Red“, ein Meerschweinchen mit langem, roten Fell, war verschwunden. Dafür klaffte ein mords Loch im Käfig: ein zwei Zentimeter dickes Holzbrett gesplittert, das Gitter demoliert. „Der Draht ist stabil und doppelt verzinkt“, erzählt die Opernsängerin, „da braucht selbst ein Erwachsener viel Kraft, um das beiseite zu drücken.“ Doch statt Fußspuren fand Marcella Sebesta-Holzäpfel die Abdrücke von Tatzen: rund, ohne Krallen und fast dreimal so groß wie die einer normalen Hauskatze. „Marder, Dachs, Fuchs oder Waschbär können wir ausschließen“, sagt Jagdpächter Karl Huber. Er tippt auf einen großen Hund. Oder, was viele für wahrscheinlich halten, auf einen Luchs.
Ein frei laufender Luchs am Ammersee? „Das hat bei uns seit Jahrzehnten keiner mehr gesehen“, sagt Karl Huber, „die einzigen Exemplare gibt es im Schwarzwald bzw. Bayerischen Wald.“
Luchse sind scheue Tiere, die eigentlich die Nähe des Menschen meiden. „Vielleicht ist das Tier auch aus einem Gehege ausgebrochen“, vermutet Karl Huber. Sein Jagdaufseher verfolgt jedenfalls schon seit einiger Zeit die Spuren eines größeren Räubers. Die Bewohner eines Aussiedlerhofs am Dexenberg hatten die Jäger im Frühjahr um Hilfe gebeten. Ein fremdes Tier hatte sich auf dem Hof herumgetrieben und versucht, sich die Nachgeburt von Kühen zu schnappen.
Ralph Hub
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