Lkw-Blockabfertigungen in Tirol: Landrat Lederer plädiert für Abfahr-Verbote

Hintergrund ist der seit Jahren schwelende Streit zwischen Bayern und Tirol um das Verkehrsmanagement. Um die Inntalautobahn zu entlasten, hat das österreichische Bundesland in diesem Jahr an insgesamt 38 Tagen die Einreise für Lastwagen beschränkt.
AZ/dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
6  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Zahlreiche Lastwagen stauen sich kilometerlang im Inntal auf der Autobahn 8 in Richtung Österreich. (Archivbild)
Zahlreiche Lastwagen stauen sich kilometerlang im Inntal auf der Autobahn 8 in Richtung Österreich. (Archivbild) © Josef Reisner/dpa

München - Im Streit mit Tirol über die regelmäßigen Lkw-Blockabfertigungen hält der Rosenheimer Landrat Otto Lederer (CSU) Gegenmaßnahmen auf deutscher Seite für unausweichlich.

Es gehe darum, die eigene Bevölkerung zu schützen, sagte Lederer am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in München. Wenn die Blockabfertigung auf österreichischer Seite weiter beibehalten werde, könne man nur versuchen, deren Auswirkungen so weit wie möglich zu lindern.

Der Rosenheimer Landrat Otto Lederer. (Archivbild)
Der Rosenheimer Landrat Otto Lederer. (Archivbild) © Andreas Gebert/dpa

Zuvor hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigt, dass Bayern nun selbst tageweise die Sperrung von Straßen für Lastwagen plant. Durch die Blockabfertigung Tirols, bei der nur einer begrenzten Menge an Lastwagen die Einreise auf der Inntalautobahn gestattet wird, komme es immer öfter zu endlosen Lkw-Schlangen und Ausweichverkehr in Bayern, sagte er dem "Münchner Merkur".

Lederer plädiert für Abfahr-Verbote für Lkw von den Autobahnen 8 und 93

Bayerisches Ziel ist es nun, den Ausweichverkehr durch die Orte im Inntal und Richtung Salzburg zu stoppen - idealerweise durch Abfahr-Verbote für Lkw von den Autobahnen 8 und 93. "Das wäre eigentlich das Sinnvollste, denn dann würde der grenzüberschreitende Schwerlastverkehr die Autobahn nicht vorher verlassen", sagte Lederer.

Lesen Sie auch

Notfalls will Lederer an diesen Tagen die Ortsdurchfahrten für den Lkw-Transit schließen: "Plan B wäre, dass wir für die Staats- und Kreisstraßen selbstständig Regelungen treffen, um unsere Bevölkerung vor den Auswirkungen der Blockabfertigung zu schützen."

Lederer berichtete, an Tagen mit Blockabfertigung seien viele Ortsdurchfahrten durch Lastwagen, die den Autobahn-Stau umgehen wollen, hoffnungslos überlastet. Oftmals führte dies zu stundenlangen Staus - mit massiven Problemen auch für den Rettungsdienst oder Pflegedienste, für den Schülertransport oder für Pendler.

Tirol beschränkte in diesem Jahr an insgesamt 38 Tagen die Lkw-Einreise

Hintergrund ist der seit Jahren schwelende Streit zwischen Bayern und Tirol um das Verkehrsmanagement. Um die zum Brenner führende Inntalautobahn zu entlasten, hat das österreichische Bundesland in diesem Jahr an insgesamt 38 Tagen die Einreise für Lastwagen beschränkt.

Lesen Sie auch

Am Grenzübergang Kufstein/Kiefersfelden dürfen dann pro Stunde höchstens etwa 300 aus Deutschland kommende Lkw einreisen. Gegebenenfalls wird der Schwerverkehr auch völlig zum Erliegen gebracht. Dies führt regelmäßig zu Staus bis ins Münchner Umland.

Tirols Landeshauptmann Platter: "Sind Opfer einer verfehlten europäischen Verkehrspolitik"

Die von Bayern geforderten Beschränkungen für Lastwagen im Grenzverkehr zu Österreich bestätigen nach Ansicht von Tirols Landeshauptmann Günther Platter die Tiroler Blockabfertigung. "Der Transitverkehr entlang des Brennerkorridors entsteht nicht in Tirol oder Bayern. Vielmehr sind wir Opfer einer verfehlten europäischen Verkehrspolitik, die den Transport auf der Straße stark begünstigt und in den vergangenen Jahren eine Transitlawine ausgelöst hat", sagte Platter am Mittwoch in Innsbruck.

Tirol bekomme die Auswirkungen bereits seit vielen Jahren zu spüren, "deshalb wehren wir uns mit Notmaßnahmen, wie der Blockabfertigung, um eine Überlastung auf der Straßeninfrastruktur zu vermeiden, Natur und Mensch zu schützen, aber auch die Verkehrssicherheit aufrecht zu erhalten", sagte Platter. Von der Transitbelastung sei aber auch die Bevölkerung entlang der bayrischen Autobahnabschnitte betroffen.

Der Aufruf von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), den LKW-Transitverkehr zu sperren, erinnere ihn daher an den Tiroler Kampf gegen die Verkehrsbelastung, so Platter. Er betonte, am Ende brauche es eine Gesamtlösung auf europäischer Ebene. "Solange es diese nicht gibt und die Belastung in diesem Ausmaß vorhanden ist, wird Tirol an den Notmaßnahmen festhalten und Blockabfertigungen oder Fahrverbote keinesfalls lockern."

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
6 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Der wahre tscharlie am 06.07.2022 18:48 Uhr / Bewertung:

    Oh mei, des wird doch immer Absurder mit der Tiroler Blockabfertigung. Jetzt knickt die Staatsregierung auch noch vor dem Platter ein, anders kann man das nicht nennen.

    "Tirols Landeshauptmann Platter: "Sind Opfer einer verfehlten europäischen Verkehrspolitik"
    Das sagt ausgerechnet der Mann, der in Tirol mit die größten Spediteure hat. "Unterer"; "Inntaler", "Berger", um nur drei zu nennen.

    Und was sagt bei uns eigentlich der DIHK-Vizepräsident Georg Dettendorfer dazu? Seine Spedition in Nußdorf darf natürlich angefahren werden. Und man darf dort auch parken, aaaaber nur, wenn man als Subunternehmer bei ihm fährt. Weiß ich aus eigener Erfahrung.
    Und die Autohöfe dürfen aber schon angefahren werden?

    Und was das Telefonat zw. Platter und Söder betrifft, diese Blockabfertigung gibts ja nicht seit gestern. Die gibts, seit die Wiegerei bei Wörgl eingeführt wurde.
    Mir braucht keiner von den Beiden was erzählen, hab die Schickaniererei über 20 Jahre mitgemacht.

  • Graf Rotz von Falkenschiss am 06.07.2022 20:11 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Persönliche Geschichten interessieren keinen Menschen. Warum auch?

  • Der wahre tscharlie am 06.07.2022 21:45 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Graf Rotz von Falkenschiss

    Wenn dich das Thema des Artikels und Zusammenhänge nicht interessieren, mußt auch keinen Kommentar hinterlassen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.