Lisa (15): Ihre Mutter erstach sie im Schlaf
NÜRNBERG - Es war ein grausiges Verbrechen, das mitten im Nürnberger Nibelungenviertel passierte: Lisa wurde im Schlaf erstochen – von ihrer eigenen Mutter. Die Frau stritt sich oft mit ihrer Tochter. Jetzt hat die Nürnberger Staatsanwaltschaft Anklage gegen die 42-Jährige erhoben. Sie lautet auf Mord.
Wie überfordert oder mit den Nerven am Ende muss eine Mutter sein, dass sie ihre einzige Tochter umbringt? An einem frühen Sonntagmorgen im August 2007 rammte die Maschinenarbeiterin Griseldis L. (42) der 15-jährigen Lisa ein Küchenmesser mitten ins Herz. Die Schülerin schlief zu dem Zeitpunkt auf der Wohnzimmer-Couch. Auf heimtückischen Mord lautet deshalb jetzt die Anklage der Staatsanwaltschaft.
Entsetzliche Schreie
Das Familiendrama geschah am 12. August 2007 gegen 7 Uhr im dritten Stock des Anwesens Wodanstraße 50 in der Nürnberger Südstadt. „Ich habe meine Tochter erstochen“, schrie Griseldis L. danach wie von Sinnen – und lief hinaus ins leere Treppenhaus. Eine Nachbarin im vierten Stock wachte von den „entsetzlichen Schreien auf“, sah die blutverschmierte Frau eine Treppe tiefer auf den Stufen vor ihrer Wohnungstüre sitzen. Sie hatte versucht, sich mit dem Mordmesser die Pulsadern aufzuschneiden.
„Hilfe, Hilfe, ja hilft mir denn keiner“, habe Griseldis L. gerufen. Und dann das Messer vor der Nachbarin fallen lassen. Die alarmierte schließlich die Polizei. Die Beamten fuhren Griseldis L. vor der Vernehmung erst ins Klinikum zur Verarztung ihrer Schnittwunden.
Depressionen und Selbstmordgedanken
Das Tragische ist: Die Arbeiterin war erst zwei Tage vorher für dieses Wochenende aus dem Klinikum entlassen worden, wo sie einige Zeit wegen Depressionen und Selbstmordgedanken behandelt worden war.
Die allein erziehende Mutter kam offenbar mit dem Leben nicht mehr zurecht, nachdem ihr Mann – Chef einer Gebäudereinigungsfirma – sie vor einigen Jahren verlassen hatte. Mit zwei Hunden und vier Katzen blieb sie in der Wohnung. Und mit der gemeinsamen Tochter, die zuletzt immer öfter Anlass zu heftigem Streit gegeben habe. Richtig eklig, so Nachbarn, sei Lisa manchmal zu ihrer Mutter gewesen.
Weil Griseldis L. bei der Tat psychisch angeschlagen war, geht die Staatsanwaltschaft von verminderter Schuldfähigkeit der Angeklagten aus. Ob sie den Anschlag auf ihre Tochter tatsächlich vor den behandelnden Ärzten im Klinikum ankündigte, wie gemunkelt wird, soll nun im Prozess geklärt werden.
Für die mehrtägige Verhandlung sind 16 Zeugen und drei Sachverständige aufgeboten. Sie findet voraussichtlich im Spätsommer statt.
cis
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