Linus Förster: Staatsanwältin fordert fast fünf Jahre Haft

Im Prozess gegen den ehemaligen SPD-Landtagsabgeordneten Linus Förster vor dem Augsburger Landgericht werden am Donnerstag die Plädoyers erwartet. Zuvor will die Strafkammer allerdings noch Zeugen vernehmen.
von  dpa
Linus Förster kommt am Montagmorgen im Augsburger Landgericht an. Ein Justizbeamter nimmt ihm die Handschellen ab.
Linus Förster kommt am Montagmorgen im Augsburger Landgericht an. Ein Justizbeamter nimmt ihm die Handschellen ab. © Stefan Puchner/dpa

Im Prozess gegen den ehemaligen SPD-Landtagsabgeordneten Linus Förster vor dem Augsburger Landgericht werden am Donnerstag die Plädoyers gehalten. Zuvor will die Strafkammer allerdings noch Zeugen vernehmen.

Augsburg - Wegen Missbrauchs von zwei Frauen und heimlichen Sex-Aufnahmen hat die Staatsanwaltschaft für den früheren SPD-Landtagsabgeordneten Linus Förster eine Gefängnisstrafe von vier Jahren und neun Monaten gefordert. Sein Verteidiger Walter Rubach verlangte hingegen am Donnerstag in dem Prozess vor dem Augsburger Landgericht eine deutlich mildere Strafe von maximal zwei bis drei Jahren Haft. Die Strafkammer will das Urteil an diesem Freitag verkünden.

Streit zwischen der Staatsanwältin und Opfer-Anwälten

Die Staatsanwältin warf dem 52 Jahre alten Förster vor, zwei schlafende Frauen sexuell missbraucht zu haben, wobei sie zwei Fälle bei einem Opfer als schwer wertete. In weiteren Fällen habe Förster den Sex mit Freundinnen und einer Prostituierte illegal gefilmt und Kinderpornos auf seinen Computern abgespeichert.

Streit zwischen der Staatsanwältin und den beiden Opfer-Anwälten einerseits und Verteidiger Rubach andererseits gab es bei den Plädoyers wegen der Bewertung von Försters Geständnis. Die Anklägerin warf Förster vor, einige Vorwürfe schöngeredet zu haben. Zudem habe er die Folgen für ein Opfer beschönigt. "Geständnis ist nicht gleich Geständnis", meinte sie.

Der Anwalt einer Nebenklägerin sagte, Försters Aussagen seien "relativ viel auf Taktik abgestellt" gewesen. Diese Darstellung wies Försters Anwalt als "Unsinn" zurück. "Alles, was zu gestehen war, hat er gestanden", sagte Rubach. Er habe sogar einen Missbrauchsfall bereits in seinem Tagebuch niedergeschrieben, lange "bevor der erste Polizist auf der Matte gestanden hat". Solch ein freiwilliges und frühzeitiges Geständnis habe er noch nie erlebt, sagte der erfahrene Strafverteidiger.

Die beiden in der Anklage als schwer gewertete Missbrauchsfälle ordnete Rubach hingegen als minderschwer ein. Es sei dem Gesetzgeber bei dem Paragrafen eher um Männer gegangen, die in der Kneipe einer Frau K.o.-Tropfen ins Getränk kippen, um sich dann am Opfer zu vergehen. Dieses "Kneipenmodell" passe bei Förster und seiner Ex-Freundin nicht. Rubach verwies auch auf die hohen Zahlungen an die Frauen im Rahmen des Täter-Opfer-Ausgleiches.

Der 52-Jährige hatte insgesamt mehr als 30 000 Euro bezahlt, eine Frau lehnte Schmerzensgeld ab. In seinem letzten Wort betonte Förster nochmals, dass es ihm leid tue, was er den Frauen angetan habe. "Ich war in Behandlung, aber es war wohl zu spät", sagte er im Hinblick auf seine psychischen Probleme.

Förster sitzt wegen der Vorwürfe seit Dezember in Untersuchungshaft. Nach Bekanntwerden der Ermittlungen hatte er Ende 2016 sein Landtagsmandat niedergelegt und war aus der SPD ausgetreten.

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