Linksextremismus: Mit diesem Video-Clip will Bayern Jugendliche aufklären

Mit dem Youtube-Video "10 Tipps wie du dich nicht verarschen lässt" will das Bayerische Innenministerium vor Anwerbe-Strategien Linksextremer warnen. Denn Innenminister Joachim Herrmann will nicht länger tatenlos zusehen.
von  Linda Vogt, dpa
Bei Demonstrationen treten sie gerne als "Schwarzer Block" auf - und immer wieder laufen anfänglich friedliche Proteste von Linksextremen aus dem Ruder. Bayerns Innenminister warnt Jugendliche jetzt über Social Media vor ihnen.
Bei Demonstrationen treten sie gerne als "Schwarzer Block" auf - und immer wieder laufen anfänglich friedliche Proteste von Linksextremen aus dem Ruder. Bayerns Innenminister warnt Jugendliche jetzt über Social Media vor ihnen. © dpa, Youtube

Nürnberg - Freche Wortwahl und lässige Comocästhetik - mit einem Youtube-Video, das vor Anwerbe-Strategien Linksextremer warnt, hat sich der bayerische Verfassungsschutz offenbar ganz auf die Bedürfnisse der angepeilten Zielgruppe einlassen wollen. Als "Jugendliche" umreißt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) diese Gruppe präzise - sie seien mit ihrem Idealismus für Anwerbe-Versuche besonders anfällig, erklärte er am Montag bei der Vorstellung des Clips.

Der Kurzfilm trägt den Titel "10 Tipps wie du dich nicht verarschen lässt - Dieses Mal von Autonomen Linksextremen." Wer sich die 3:39 Minuten auf der Suche nach konkreten Tipps anschaut, wird mit Lebensweisheiten à la "Sei anspruchsvoll!" und "Suche Lösungen, nicht Konflikte!" belohnt.

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

Dass der Clip in Tonart und Gestaltung etwas an den tatsächlichen Bedürfnissen der Zielgruppe vorbeigehen könnte, lässt schon der erste Kommentar kurz nach Veröffentlichung erahnen. "Ähm, entschuldigung?? Die Wortwahl finde ich wirklich abseits von Gut und Böse. Als 20-Jähriger bin ich vermutlich direkt in eurer Zielgruppe, aber dieses Video finde ich nur noch übel... "verarschen lassen"... Und sowas vom staatlichen Youtube-Kanal", schreibt ein Nutzer.

Zahl linksextremer Gewaltdelikte sinkt, Herrmann sieht Handlungsbedarf

Nach Herrmanns Darstellung reagieren Staatsregierung und Verfassungsschutz mit der Informationskampagne unter anderem auf die wachsende Zahl linksextremistisch motivierter Straftaten im Freistaat - sie war 2017 um 6,8 Prozent auf 614 Fälle gestiegen. Die darin enthaltene Zahl linksextremer Gewaltdelikte war hingegen 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 18 auf 54 Fälle gesunken.

Dennoch stuft der Innenminister die aktuelle Entwicklung als Besorgnis erregend ein. Denn immer häufiger richte sich linksextreme Gewalt gegen Polizisten. 

Verfassungsschutz warnt auch vor Spionen und Trollen in Social Media

Im Vergleich zur rechtsextremen Szene in Bayern, die etwa 2.300 Angehörige zähle, ist nach Erkenntnissen der bayerischen Verfassungsschützer die Zahl der linksextremen und autonomen Szene mit insgesamt 690 Autonomen seit Jahren einigermaßen stabil.

Der erste Clip dieser Machart warnte vor knapp einem Jahr vor "Extremisten, Spionen und Trollen in Social Media". Tipps, wie man sich nicht von Rechtsextremen verarschen lässt, gibt es bislang nicht.

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