Liebes-Terror gegen diese Fränkin (42)!
Stalking! Der Ex-Freund machte Ingrid Pfeifer das Leben täglich zur Hölle. Jetzt hat die mutige Frau die schlimmste Zeit ihres Lebens niedergeschrieben
MAINLEUS Ingrid Pfeifer stand mit beiden Beinen im Leben, eine lebenslustige Frau, die ihren Job liebte und sich gern mit Freunden traf. Nur eines fehlte ihr: Ein Mann, der sie liebte. In einer Single-Börse lernte sie Max* kennen. Der Handwerker aus dem Großraum München mailte sich in ihr Herz. Sie trafen sich und wurden ein Paar. Doch die neue Liebe wurde zum Horrortrip. Max war ein Stalker und Ingrid sein Opfer. Ein langer Leidensweg begann. Nach sechs Monaten Angst war für die 42-Jährige nichts mehr wie es war...
Am Anfang hing der Himmel voller Geigen. Dass alle zwei Stunden eine SMS kommt („Deine Stimme fehlt mir. Hast du keine Zeit für mich? Wo bist du?“) wundert Ingrid Pfeifer zwar. „Ich habe am Anfang schon gespürt, dass etwas nicht passt. Aber leider nicht auf meinen Bauch gehört.“ Die Verwaltungsangestellte, die zu diesem Zeitpunkt noch in einem Berliner Krankenhaus arbeitet, denkt, er liebe sie eben. Gemeinsam verbringen sie die Weihnachtstage. Die Kontrolle wird immer stärker. Max besteht darauf, dass ihr Handy immer offen daliegt. Wenn sie einen Anruf bekommt, flippt er aus. Sie merkt, dass sie sich von ihren Freunden abkapselt.
Im Nachhinein weiß Ingrid Pfeifer, dass sie viel eher hätte reagieren müssen. „Dass ich ihm nachgegeben habe, war mein Fehler. Stalking ist ein Machtspiel, und Angst ist da eine Waffe. Ich hatte ihm am Telefon schon zig Mal gesagt, dass ich keine Beziehung mehr möchte“, erklärt sie. Auf Anraten der Polizei schreibt sie einen Brief nach München. Und hofft so auf einen endgültigen Schlussstrich.
Seine Reaktion ist typisch: Er droht mit Selbstmord! Die nächsten Wochen werden für Ingrid Pfeifer die Hölle. Max schreibt der Verwaltungsangestellten unzählige Mails und Briefe ins Büro. Er versucht, sie über Kollegen zu erreichen, gibt sich bei jedem als ein anderer aus. Und er schickt Viren auf Computer vermeintlicher Nebenbuhler.
Terror trotz einstweiliger Verfügung und Kontaktverbot
Die 43-Jährige ist gezwungen, ihren Chef zu informieren. Sie lebt in ständiger Angst: Daheim lässt sie das Licht aus, schaltet den Fernseher nicht ein. Sie schläft in Straßenkleidung, um immer auf dem Sprung zu sein. Sie besorgt sich eine neue Handynummer, doch er bekommt sie heraus. Er knackt mit Hilfe eines Hackers sogar ihren Mail-Account.
Ingrid Pfeifer nimmt Urlaub und verlässt Berlin („Ich war ständig auf auf der Flucht.“), zwischendurch muss sie zurück. Ihr Hund hat eine Operation. Obwohl der Ex nichts davon wissen kann, steht er vor ihrer Haustür. Er hatte sich bei diversen Tierärzten als Lebensgefährte ausgegeben und den OP-Termin erfragt. Sie tut so, als wolle sie es versuchen, verspricht ihn zu lieben.
Als Max wieder fährt, bricht sie zusammen. Ein Bekannter bringt sie zur Polizei. Doch der Terror hört trotz einstweiliger Verfügung und Kontaktverbot nicht auf. Max droht wechselweise damit sie, sich oder ihren Hund umzubringen. Als er ankündigt, kurz vor Berlin zu sein, packt Ingrid Pfeifer in Panik ihre Koffer und wird unter Polizeischutz aus der Stadt begleitet. Erst als Max nach zwei Wochen in U-Haft genommen wird, kommt sie zurück.
Wenig später wird der Handwerker zu zwölf Monaten Haft, ausgesetzt auf vier Jahre auf Bewährung, verurteilt. Er hatte noch eine zweite Frau belästigt. „Von der ließ er ab, als er mich kennenlernte.“
Inzwischen geht es Ingrid Pfeifer wieder gut. „Ich habe den Schritt zurück ins Leben gefunden“, strahlt sie – und sie konnte sich sogar für eine neue Liebe öffnen. Ihren Freund, einen Mental Coach aus Franken, lernte sie über ihren Verein und die gleichnamige Internet-Seite www.gemeinsam-gegen-Stalking.de kennen. Ihren alten Job hat sie wenig später an den Nagel gehängt. Sie zog mit ihrem Freund nach Mainleus bei Kulmbach. Gemeinsam hilft das Paar nun den Opfern, berät, macht Workshops und bietete auch finanzielle Unterstützung.
Außerdem hat Ingrid Pfeifer die schlimmste Zeit ihres Lebens niedergeschrieben. Auf 200 Seiten beschreibt sie „Stalking – mein Leben im Kreislauf der Angst“. Vor Max hat sie keine Angst mehr. „Eine SMS und er sitzt im Knast.“ *Name geändert Andrea Uhrig
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