Lichtenfels: Ein rechter Richter im Amtsgericht?

Lichtenfels - Maik B., frisch ans Amtsgericht im oberfränkischen Lichtenfels berufener junger Zivilrichter, singt offenbar gern. Oder tat dies in der Vergangenheit. Nicht im Kirchenchor oder im Gesangsverein, sondern in einer Band, die Texte wie „Adolf Hitler, im Kampf für unser Land, Adolf Hitler, sein Werk verteufelt und verkannt“ singt.
So heißt es jedenfalls in einem Lied des neonazistischen Untergrundprojekts „Hassgesang“, das vor etwa 13 Jahren in der brandenburgischen Stadt Teltow, südlich von Berlin, gegründet wurde. Die Band hat in den letzten Jahren kontinuierlich Eingang in den Verfassungsschutzbericht des Landes Brandenburg unter dem Kapitel „Rechtsextremismus“ gefunden. Mit dem Lied „Israel“ verbreitete „Hassgesang“ auch unverhohlenen Antisemitismus: „Das tapfere Volk von Palästina sollte man verehren, weil sie allein sich auf der Welt noch gegen die Juden wehren“.
Der in Lichtenfels sehnsüchtig erwartete neue Familienrichter Maik B. war Frontmann dieser Band, die unter anderem mit dem 2012 verbotenen Südbrandenburger Neonazi-Netzwerk „Spreelichter“ kooperiert haben soll – das ist schon ziemlich nahe an der NSU-Rechtsterrorgruppe. Im Internet findet sich auch eine schon ein paar Jahre alte Information, wonach „Hassgesang“ im Wesentlichen aus einer Person existiere, die „in Berlin Jura studiert“.
In der kommenden Woche soll der 28-jährige Jurist aus Berlin-Brandenburg sein Amt in Lichtenfels antreten. Ob der Richter mit dem zweifelhaften musikalischen Vorlauf tatsächlich Ehen scheiden und Sorgerechte zusprechen wird, ist fraglich. „Aus Datenschutzgründen“ wollte das bayerische Justizministerium keine Angaben zu dem konkreten Fall machen.