Leverkusen will Philipp Wollscheid
NÜRNBERG Nur zwei Tage nach dem verdienten Punkt gegen die Bayern trübt eine Meldung die gute Stimmung beim Club: Laut Fachmagazin „kicker“ streckt Bayer Leverkusen die Fühler nach Senkrechtstarter Philipp Wollscheid aus. Dass der 22-jährige Innenverteidiger noch mit einem Vertrag bis Juni 2012 plus vereinsseitige Option für zwei weitere Spielzeiten ausstaffiert ist, ficht die Rheinländer angeblich nicht an. FCN-Manager Martin Bader schon: „Mit Trainer Dieter Hecking stecken wir mitten in den Planungen für die kommende Saison. Dabei nimmt Philipp eine wichtige Rolle ein.“
Was ist also dran an dem Gerücht, das der „kicker“ aus „sicherer Quelle erfuhr“? Bader betont hartnäckig: „Es liegt keine offizielle Anfrage aus Leverkusen vor.“ Nicht für einen Wechsel in einem Jahr. „Und schon gar nicht in diesem Sommer.“ Überhaupt: „Unser grundsätzliches Bestreben bleibt, junge und von uns ausgebildete Spieler zu halten, weil wir uns ja selbst sportlich weiterentwickeln wollen.“ Trotz 10,6 Millionen Euro Schulden zum 30. Juni 2010 will sich der Club nicht zum Ausbildungsverein für zahlungskräftigere Mannschaften abstempeln lassen.
Bader: "Mich interessiert relativ wenig, was andere Vereine vorhaben"
„Mich interessiert es relativ wenig, was andere Vereine vorhaben“, sagt Bader auch. „Philipp soll bei uns seinen Job ordentlich machen, seine Bodenhaftung nicht verlieren und Tag und Nacht an den Club denken.“
Was Wollscheid aber auch macht. Der gebürtige Saarländer fühlt sich generell „nicht für Kampfansagen zuständig“, macht sich „keine Gedanken über irgendwelche Ziele“, sondern: „Ich gehe jede Partie für mich an, konzentriere mich danach schon auf das nächste Spiel.“ Das gilt für das mögliche Erreichen der Europa League – wie auch für seine persönliche Zukunft. Die könnte dank Option noch bis 2014 am Valznerweiher liegen. „Diese Sicherheit haben wir bewusst in den Vertrag eingebaut“, verrät Bader. „Wir wussten ja nicht, wie seine Entwicklung verlaufen würde.“
Die verlief freilich extrem steil. Und so rasant, dass einige Wollscheid bereits gerne in der Nationalmannschaft sehen würden. „Für den Adler auf der Brust ist es noch viel zu früh“, schätzt Bader. Obwohl schon oft weniger als 14 größtenteils überzeugende Erstliga-Spiele wie bei Philipp ausgereicht haben, um Bundestrainer Joachim Löw zum Handy greifen zu lassen. . .
Der Druck auf Andreas Wolf wächst
So weit war Abwehrkollege Andreas Wolf auch schon mal – beinahe. Aktuell schmollt der 28-jährige Kapitän jedoch aufgrund der aus seiner Sicht zähen Gespräche über eine Vertragsverlängerung. Nachdem sich das Fixgehalt deutlich verringern soll, aber über höhere Einsatzprämien angeblich kompensiert werden könnte, sieht Wolf seine Verdienste nicht entsprechend gewürdigt. „Er weiß, dass wir nach Alternativen schauen“, sagt Bader. „Wenn unsere Entscheidung dahingehend gefallen ist, überprüfen wir den Etat – und schauen, was noch möglich ist.“ Wolf sollte sich nicht zu viel Zeit lassen, wenn Baders Tür nicht ins Schloss fallen soll. . .
Markus Löser