Leutheusser-Schnarrenberger kritisiert Bischof Mixa
HAMBURG/MÜNCHEN - Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat den Augsburger Bischof Walter Mixa wegen seiner Äußerungen zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche kritisiert.
Es sei „wenig hilfreich, wenn sich einige Verantwortliche wie Bischof Mixa hinter polemischen Ausflüchten verstecken, statt zur Sachaufklärung beizutragen“, sagte Leutheusser-Schnarrenberger dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Mixa hatte in einem Interview gesagt, die „sexuelle Revolution“ in der Gesellschaft sei „sicher nicht unschuldig“, was den Missbrauch von Minderjährigen in der katholischen Kirche betreffe.
Leutheusser-Schnarrenberger forderte die deutschen Bischöfe zum Handeln auf. „Ich erwarte von der katholischen Kirche konkrete Festlegungen, welche Maßnahmen für eine lückenlose Aufklärung ergriffen werden.“ Die Ministerin schlug Ombudsleute und einen Runden Tisch aus Staats-, Kirchen- und Opfervertretern vor. Ein solches Gremium sei „ein guter Weg, um die zahlreichen Missbrauchsfälle aufzuklären und der katholischen Kirche Gelegenheit zu bieten, mit den Opfern über freiwillige Entschädigungen ins Gespräch zu kommen.“
Immer mehr Missbrauchsfälle kommen ans Licht
Unterdessen weitet sich die Zahl der Missbrauchsfälle aus den 60er, 70er und 80er Jahren laut „Spiegel“ weiter aus – mit Verdachtsfällen auch in Bayern. Mindestens sechs katholische Einrichtungen sind mit neuen Vorwürfen konfrontiert, darunter zwei ehemalige Heime der Salesianer Don Boscos in Augsburg und Berlin, wo drei Geistliche und ein Mitarbeiter Minderjährige missbraucht haben sollen. Ebenfalls betroffen sind dem Bericht zufolge das Maristen-Internat im bayerischen Mindelheim, ein ehemaliges Kinderheim der Vinzentinerinnen im oberschwäbischen Oggelsbeuren und das frühere Franziskaner-Internat in Großkrotzenburg bei Hanau. Missbrauchsvorwürfe gibt es auch gegen Ex-Mitarbeiter des Franz-Sales-Hauses in Essen, einer Behinderten- Einrichtung.
Die Deutsche Bischofskonferenz will auf ihrer Frühjahrsvollversammlung ab Montag (22. Februar) in Freiburg über den Umgang mit den Missbrauchsfällen beraten. Mixa hatte in dem Interview weiter gesagt, sexueller Missbrauch von Minderjährigen sei leider ein verbreitetes gesellschaftliches Übel. Missbrauch durch Geistliche sei ein „besonders abscheuliches Verbrechen“. Die Zahl der Fälle in kirchlichen Einrichtungen liege aber in einem „verschwindend geringen Promille-Bereich“.