Leuchtturm der Bob-Art

Der Maler, Graphiker und Aphoristiker Toni Burghart wird am heutigen Samstag 80 Jahre alt. Er ist eine Institution, tief verwurzelt im fränkischen Sandboden. Es gratulieren unser Autor Andreas Radlmaier, OB Ulrich Maly, AZ-Chefkolumnist Klaus Schamberger, Kulturreferentin Julia Lehner, Verleger Norbert Treuheit, Maler Udo Kaller, Autor Fitzgerald Kusz und Akademieprofessor Peter Angermann.
von  Abendzeitung
„Ich, weiß“ nennt Toni Burghart mehrfachdeutig diese Scherenschnittcollage, die bis 17. August in seiner Geburtstagsschau im Nürnberger Fembohaus zu sehen ist.
„Ich, weiß“ nennt Toni Burghart mehrfachdeutig diese Scherenschnittcollage, die bis 17. August in seiner Geburtstagsschau im Nürnberger Fembohaus zu sehen ist. © Berny Meyer

Nürnberg - Der Maler, Graphiker und Aphoristiker Toni Burghart wird am heutigen Samstag 80 Jahre alt. Er ist eine Institution, tief verwurzelt im fränkischen Sandboden. Es gratulieren unser Autor Andreas Radlmaier, OB Ulrich Maly, AZ-Chefkolumnist Klaus Schamberger, Kulturreferentin Julia Lehner, Verleger Norbert Treuheit, Maler Udo Kaller, Autor Fitzgerald Kusz und Akademieprofessor Peter Angermann.

Morddrohungen hat er erhalten, damals 1971 im Feiertaumel für Dürer, den Großen. Nur weil er den malenden Ersatz-Christus zum Cocker-Spaniel im Pop-Art-Look gewandelt hatte. Weil halt der Hund eines Freundes wirklich wie Dürer auf dem Selbstporträt aussah. Toni Burghart trägt heute noch, 37 Jahre nach diesem „Skandal“ einer Heiligen-Schändung, den Schalk nicht im Nacken, sondern mitten im Gesicht, wenn er diese Anekdote lächelnd erzählt. Der Maler, Graphiker und Aphoristiker, der am heutigen Samstag 80 wird, ist eine Institution, tief verwurzelt im fränkischen Sandboden und zwischen Altem Kanal und hakenkreuzelnder Braunstichigkeit hinter altfränkischer Butzenscheibe zuhause. Ein „schräger Vogel“ – wie er sich gerade für die Fembohaus-Schau stilisierte – von liebenswerter Boshaftigkeit und immerjungem Witz. Für den Nachruhm hat der Meister der Pointe, der vor zehn Jahren den Großen Kulturpreis der Stadt bekam, schon längst reimend selbst gesorgt: „Wenn einer malt, wenn einer schreibt, ist es kein Wunder, wenn was bleibt.“ Wir schließen uns seiner Selbsteinschätzung an. Und lassen ein Gästespalier zum Glückwunsch antreten. Happy Birthday! Andreas Radlmaier

Ulrich Maly, Nürnberger OB: „Toni Burghart ist ein Tiefseeforscher in der menschlichen Seele und ein Höhenflieger der Hochkomik. Er ist mal hintergründig, mal melancholisch und dann wieder öffnet er uns die Augen mit Wort und Bild, mit Sinn und Unsinn. Seit er gedroht hat, seinen nächsten runden Geburtstag in Fürth zu begehen, wenn die Stadt Nürnberg ihn nicht endlich ordentlich ehrt, wird er von uns mit Ehrungen nur so zugeschüttet. Das beweist: Jeder kriegt, was er verdient!“

Klaus Schamberger, AZ-Chefkolumnist und Burghart-Freund: „Lieber Toni, wie soll ich es jetzt hinpinseln? Möglichst kryptisch, dass es vielleicht endlich auch einmal so wirkt wie Deine schöne, fröhliche und immer bedenkenswerte Malkunst? Das wird wahrscheins nix. Also schreib ich Dir Folgendes: Neuerdings leben bei uns im Haus meine zwei Enkel, die sind vor neun Monaten zu zweit auf die Welt gekommen, fast gleichzeitig mit nur drei Minuten Unterschied, heißen Felix und Jonas und möchten so oft wie möglich von mir zu Deinem bunten Wetterhuhn bei uns im Garten getragen werden, damit sie Dein Kunstwerk genießen können. Wenn es in der Sonne glänzt, wenn es seine blauen Federn nach dem Wind dreht. Und wenn es über ungelegte Eier gackert, das bin dann ich. Die Zwillinge heppern immer vor lauter Freude an Deiner Windhenner und sie haben mich gebeten, Dir auszurichten, Du möchtest bitte noch viele so schöne, fröhliche und bedenkenswerte Sachen machen. Dem Geburtstagswunsch von den Zwillingen, wahrscheinlich Deinen jüngsten Verehrern zwischen Johannis und dem Alten Kanal, schließe ich mich vollinhaltlich an.“

Julia Lehner, Nürnberger Kulturrefentin: „In einem Essay im Katalog zur Jubiläumsausstellung des Stadtmuseums Fembohaus bezeichnet ihn der Autor als ,Original’ und trifft damit ins Schwarze. Man mag seine Arbeiten bewerten wie man will, man mag sich dem Künstler zugeneigt fühlen oder nicht, man mag seine Weltsicht teilen oder nicht, sicher ist, dass heute schon viele seiner Arbeiten einen festen Platz im kollektiven Bildgedächtnis haben und das gewiss nicht nur in Nürnberg. Viele seiner valentinesken Sentenzen machen nicht nur immer wieder Spaß, sondern liefern gute Gründe zum Nachdenken. Beides zusammen macht „unseren“ Toni Burghart aus, dem von ganzem Herzen gratuliert sei.“

Norbert Treuheit, Verleger (ars vivendi): „Für mich der fränkische Agent Provocateur, der Klassiker der regionalen Bob-Art, ein schelmischer Charmeur und mein Lieblingszeichnerdichter. Glückwunsch!“

Udo Kaller, Maler, Graphiker und Billard-Bruder: „Wir spielen immer dienstags, seit über 20 Jahren, lange im Café Vaterland, jetzt in der Breitscheid-Straße. Deswegen habe ich mich auch beim Oberbürgermeister beschwert, dass Tonis Geburtstagsausstellung an einem Dienstag eröffnet wurde, und wir unser Treffen ausfallen lassen mussten. Maly hat netterweise alle Schuld auf sich geladen. Letzten Dienstag kam ich als Letzter zum Billard spielen. Der darf sich dann seinen Partner auswählen. Ich nahm Toni – und wir beiden Alten haben gewonnen. Ich spiele gerne mit ihm Carambolage. Er spielt konzentriert, mit 80, ohne Brille. Ich habe von einem Spieler in Belgien gehört, der ist mit Mitte 90 noch aktiv. Das ist doch eine Perspektive!“

Fitzgerald Kusz, Frankens Dialekt-Papst, Verfechter der japanischen Haiku-Lyrikform und Autor des Bühnen-Evergreens „Schweig Bub“: „Ich habe eine starke Affinität zu Toni Burghart. Denn er ist auch Minimalist. Mir gefällt an ihm die Reduktion auf das Piktogramm, auf das Wesentliche. In einer Zeit, wo man regelrecht bombardiert wird mit Bildern und Wörtern, ist das richtig wohltuend. Dazu kommen sein Witz und seine Intelligenz. Im Grund schafft er so etwas wie Bild-Haikus. Beim Haiku muss immer etwas zünden. Und das tut es bei Toni.“

Peter Angermann, Maler, Akademieprofessor und Macher der Kunsthallen-Ausstellung „Freunde und Verwandte“, bei der auch Toni Burghart dabei war: „Ist er schon 80? Unglaublich! Von den älteren Künstlern war er immer einer, zu dem man aufschauen konnte. Formal beeindruckend, hat mich seine geistreiche Art immer interessiert. Die ironische Grundhaltung ist bei ihm richtig dosiert und richtiggehend cool. Meine Schwiegermutter wird übrigens am gleichen Tag 80. Dass ich mit ihm auch einen Ausflug nach Oberstdorf machen würde, hielte ich zwar für etwas übertrieben. Aber gratulieren möchte ich herzlich.“

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