Letzte Ausfahrt Nürnberg?

NÜRNBERG - Vor dem Sonntag-Spiel bei den Tigern: Kölns Trainer Doug Mason nach totalem Fehlstart unter Beschuss. Haie in der Pflicht: "Mannschaft muss Verantwortung übernehmen." Nürnberg weiter ohne Nashreddine.
Knapp war’s, gezittert wurde, aber sie haben es geschafft. Mit einem 5:4 gegen Krefeld haben die Ice Tigers am Dienstag ihren ersten „Dreier“ eingefahren. Die Erleichterung war groß. Und besonders Andreas Brockmann präsentierte sich „überglücklich, denn der Druck war doch sehr groß“. Und was den Nürnberger Trainer ganz speziell freute nach der Krefelder Zitterpartie: „Der Sieg ist ein Zeichen von Charakterstärke.“ Zwingend notwendig jetzt: der zweite und dritte Nürnberger Streich. Heißt: Siege in Iserlohn heute (19.30 Uhr), und vor allem am Sonntag (18.30) auf eigenem Eis gegen die Kölner Haie sind Pflicht für die Tiger-Meute, um den Sprung Richtung obere Tabellenhälfte zu schaffen.
Das mit den Noris-Cracks (Platz 13.) und Köln (15.) ausgerechnet zwei Playoff-Kandidaten im DEL-Keller stecken und jetzt gegeneinander um bessere Plätze kämpfen, sorgt für zusätzliche Brisanz. Denn: Während bei den Eistigern trotz Pokal-K.o., Champions-League-Aus und verpatztem Ligabeginn noch Ruhe herrscht, herrscht im Haifisch-Becken bereits nach fünf Spielen frostiges Klima.
Schlechtester Haie-Start seit 1973
Kein Wunder bei null Punkten auf dem Konto, ist es für die erfolgsverwöhnten rheinischen Jecken doch der schlechteste Start seit 1973. Was nun greift, sind die „normalen“ Mechanismen des Geschäfts – der Stuhl von Coach Doug Mason, der die Kölner letzte Saison immerhin zu Vizemeistern machte, wackelt. Die Nürnberger Puckjäger könnten ihn durchaus zu Fall bringen.
Noch übt sich Haie-Manager Rodion Pauels in vornehmer Zurückhaltung. Was aber nichts heißen muss. Bislang hat sich einzig Geschäftsführer Thomas Eichin öffentlich zu Mason bekannt: „Doug ist ein überragender Trainer. Wir können jetzt nicht alles in Frage stellen, was er hier aufgebaut hat.“ Statt seinen Bandenchef nimmt Eichin vielmehr sein spielendes Personal ab sofort in die Pflicht. „Die verbalen Bekenntnisse zum Trainer müssen die Spieler jetzt auch auf dem Eis umsetzen, ich erwarte, dass sie sich auch da vor den Trainer werfen“, fordert er im Kölner „Express“.
Eichin weiter: „Damit meine ich nicht rennen und kämpfen – das kann jeder Nachwuchsspieler. Aber es kann nicht sein, dass sich die so genannten Leistungsträger in die Hosen scheißen - ich will jetzt sehen, dass sie auf dem Eis Verantwortung übernehmen.“ Die Kölner Probleme werden den Brockmännern egal sein. Sie haben leider ein ganz anderes: Neu-Verteidiger Alain Nashreddine klagt nach wie vor über Kniebeschwerden – sein DEL-Debüt im Tiger-Trikot steht weiter in den Sternen. Michael Rupp