Leitstellen-Chaos: Eishockey- Spieler starb an Herzinfarkt!

Klaus B. (40) brach in der Kabine der Arena zusammen, der Notarzt fand die Adresse nicht und kam 90 Minuten zu spät
von  Abendzeitung
Viele Menschen nahmen Abschied von Klaus B. in der Paulskirche in Fürth – darunter auch Vereinskameraden der DJK Fürth (Fahne), wo er in der Alt-Herren-Fußballmannschaft kickte.
Viele Menschen nahmen Abschied von Klaus B. in der Paulskirche in Fürth – darunter auch Vereinskameraden der DJK Fürth (Fahne), wo er in der Alt-Herren-Fußballmannschaft kickte. © Berny Meyer

Klaus B. (40) brach in der Kabine der Arena zusammen, der Notarzt fand die Adresse nicht und kam 90 Minuten zu spät

NÜRNBERG Bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute. Höchstens zwölf Minuten lang darf in Bayern die „Hilfsfrist“ dauern, die jeder Sanitäter einhalten sollte. Spätestens in dieser Zeit nach dem Notruf soll der Patient erreicht sein.

In Nürnberg erlitt jetzt ein Eishockeyspieler einen Infarkt. Doch der Notarzt kam erst nach eineinhalb Stunden! Der Grund: Die Sanitäter fanden die Arena nicht...

Der Sportler (40) starb später im Krankenhaus. Ob die Verspätung mit seinem Tod in direktem Zusammenhang steht, ist noch unklar.

Fakt ist aber: Klaus B. wollte am Samstag in der kleinen Halle der Arena Eishockey spielen. Um 18.30 Uhr wurde ihm noch in der Kabine schlecht, er brach zusammen. Und schien eigentlich Glück zu haben: In der großen Halle nebenan sollten Deep Purple rocken, wofür die Verantwortlichen sieben Sanitäter gebucht hatten. Die kümmerten sich sofort um den Mann, reanimierten ihn und alarmierten die Rettungsleitstelle.

Die befindet sich seit dem 9. September am Nürnberger Hafen – und hat seitdem offenbar massive Probleme, die Einsätze zu koordinieren. Daran sollen eine neue, komplizierte Software und das fehlende Ortungssystem, um die Krankenwagen im Stadtgebiet zu finden, schuld sein.

Die AZ berichtete bereits über diese Fälle:

Ein Mann trennte sich den Finger fast ab und rief die Polizei. Als nach einer Stunde noch kein Notarzt da war, brachten die Beamten den Patienten selbst in die Klinik. 40 Minuten wartete ein Sani auf einen Notarzt, als er einen Mann mit sehr niedriger Herzfrequenz versorgte. Und ein Dialysepatient war bereits 90 Minuten in der Klinik, als der Krankenwagen an seiner Wohnung ankam.

Was genau in der Rettungsleitstelle am Samstag schieflief, ist noch unklar, die Polizei ermittelt. Tatsache ist, dass nach dem Notruf weder weitere Sanitäter, noch ein Notarzt erschienen. Mehrmals wählten die Kollegen vor Ort die 112. Es passierte nichts.

Auch die Staatsanwaltschaft beschäftigt sich mit dem Fall. Sie bestätigt, dass ein Sanitätswagen zum Max-Morlock-Platz geschickt worden war. Doch die Retter hätten die Arena unmittelbar daneben (Adresse: Kurt-Leucht-Weg 7) nicht gefunden! Erst nach einem nochmaligem Notruf wurden ein neuer Wagen und nun auch ein Notarzt geschickt. Sie trafen um 20.04 Uhr ein. Der Patient erlitt den Infarkt aber um 18.35 Uhr!

Am Donnerstag wurde Klaus B. beigesetzt. Von der Leitstelle gab es keine Stellungnahme: „Zu laufenden Ermittlungen können wir nichts sagen.“ sw/hr

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.