Leichtes Spiel für den Nympho-Mann in Nürnberg

„Wenn der Watzmann ruft“, ist das Publikum begeistert — auch in der Nürnberger Meistersingerhalle.
Erst fällt das Barometer (von der Wand), dann der Bub vom Berg. Letzteres unter großer Anteilnahme der schunkelnden Zuschauer: Beim Absturz erreicht die Volksfeststimmung ihren Gipfel. So ist es, „Wenn der Watzmann ruft“. So war es gerade in der fast voll besetzten Meistersingerhalle und wird es wohl immer sein. Denn im Gegensatz zum Bub ist die rockende Horror Show aus den Bergen nicht totzukriegen. Dazu macht sie zuviel Spaß.
Aufi oder net aufi - das ist die Frage
Offensichtlich auch den Darstellern, die sich nun schon seit 37 Jahren die existenzielle Frage „aufi oder net aufi?“ stellen: die Miterfinder der schrillen Show Joesi Prokopetz als tumber Knecht und polternder Vater und Wolfgang Ambros (mit Stimme so groß und mächtig, schicksalsträchtig wie der Watzmann) als Erzähler und Mittelpunkt der Band. Die rockt auch schon 20 Jahren routiniert den Berg. Erst 15 hat dagegen Christoph Fäbl auf dem Buckel, den er als Knecht durch die Pappkulisse trägt, wenn er nicht gerade den vom Berg besessenen Bub gibt. Der hat inzwischen Internet, trotz Facebook aber keine Freunde. Da hat die lüsterne Gailtalerin leichtes Spiel.
Für alle, die regelmäßig zum „Watzmann“ pilgern und ihn zuletzt vor fünf Jahren in Nürnberg gesehen haben, dürfte sie beziehungsweise er die größte Neuentdeckung im altbekannten Stück gewesen sein: Radiomoderator Stephan Lehman als Nympho-Mann und Sünde in Person, neben der sich die barbusige Stripperin in der hemmungslos gefeierten Walpurgisnacht wie ein Unschuldsengel ausnimmt. Gefeiert wurde am Ende auch die Aufführung, bei der allerdings eines zuviel des Guten war: das gnadenlose Echo der Halle.
Ute Maucher