Leichenklau: Skandal-Anwalt stützte sich auf Hellseherin!

Irre Wende im Fall Flick: Spachmüller nicht mehr für Herzog & Partner tätig. Ex-Kollegen „empört über unglaubliche Pietätlosigkeit“.
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Er pokerte um die Leiche des Milliardärs Friedrich Karl Flick: Rechtsanwalt Wolfgang Spachmüller ist inzwischen auf Tauchstation gegangen. „Ich mache keine Angaben mehr“, teilte er gestern kurz per Telefon mit.
bayernpress.com 2 Er pokerte um die Leiche des Milliardärs Friedrich Karl Flick: Rechtsanwalt Wolfgang Spachmüller ist inzwischen auf Tauchstation gegangen. „Ich mache keine Angaben mehr“, teilte er gestern kurz per Telefon mit.
Im November wurde der Sarg mit Friedrich Karl Flicks Leiche aus dem Mausoleum gestohlen.
dpa 2 Im November wurde der Sarg mit Friedrich Karl Flicks Leiche aus dem Mausoleum gestohlen.

Irre Wende im Fall Flick: Spachmüller nicht mehr für Herzog & Partner tätig. Ex-Kollegen „empört über unglaubliche Pietätlosigkeit“.

NÜRNBERG Unfassbar! Der Nürnberger Rechtsanwalt Wolfgang Spachmüller (45), der mit Hinweisen auf die gestohlene Leiche des Großindustriellen Friedrich Karl Flick (†79) von dessen Witwe eine hohe Belohnung forderte, war offensichtlich nicht im Besitz konkreter Erkenntnisse über den tatsächlichen Verbleib des Sarges.

Der Jurist, der wegen seiner anrüchigen Feilscherei um die gestohlene Leiche des Milliardärs in die Schusslinie geriet, stützte sich allem Anschein nach auf dubiose Angaben einer skurrilen Mandantin, die behauptet, über hellseherische Fähigkeiten zu verfügen. Das verlautete aus der Kanzlei, die sich von Spachmann getrennt und ihm das Mandat entzogen hat. Rechtsanwalt Roman Peter sagte gestern, dass er mit seinem Ex-Kollegen gesprochen und ihm ein hohes Maß an Verantwortungslosigkeit vorgeworfen habe. Zur AZ sagte er: „Wir sind empört über die unglaubliche Pietätlosigkeit, die unser ehemaliger Mitarbeiter gegenüber der Familie Flick gezeigt hat.“

Spachmüller ist auf Tauchstation, macht keine Angaben mehr

Der anrüchige Alleingang seines Ex-Kollegen habe gravierende Auswirkungen auf den Ruf der Kanzlei, die seit 60 Jahren besteht und als hochseriös gilt. Peter: „Wir werden von E-Mails überschwemmt, in denen wir als Leichenfledderer beschimpft werden.“

Spachmüller, der noch am Sonntag so tat, als wäre nichts geschehen und keine Hinweise auf den angeblichen Informanten lieferte, ist auf Tauchstation gegangen. „Ich mache keine Angaben mehr“, teilte er per Telefon mit. Derweil versuchen seine ehemaligen Kollegen aus der Kanzlei, sich einen Überblick zu verschaffen. Anwalt Peter: „Ich habe mir die Akten in der Angelegenheit Flick genau angesehen. Ich bin entsetzt. Das ist nicht der Stil unseres Hauses.“

Vertrag grenzt an den Straftatbestand der Erpressung

Zu den Akten gehört ein von Spachmüller verfasster Vertrag, den er Flicks Witwe zur Unterschrift vorlegen ließ. Nach Einschätzung von Rechtsexperten bewegt sich dieses Dokument, in dem genau geregelt ist, unter welchen Umständen das Versteck der gestohlenen Leiche preisgegeben wird, am Rand der Strafbarkeit. Die Staatsanwaltschaft prüft bereits, ob Ermittlungen gegen Spachmüller eingeleitet werden müssen.

Spachmüller selbst ist sich keines Fehlverhaltens bewusst und bezeichnet in diesem Zusammenhang Kritik an seiner Person und seiner Vorgehensweise als absurd.

Wie die AZ bereits berichtete, hat der Anwalt versucht, nicht nur das von der Familie ausgelobte Lösegeld (100.000 Euro) einzustreichen. Er forderte auch Honorar (11.900 Euro) für sich selbst. Außerdem drängte er darauf, dass die Witwe des Industriellen alle Kosten im Zusammenhang mit der eventuellen Strafverfolgung seines Mandanten zu übernehmen hätte. Daraufhin ließ der Anwalt der Familie das anvisierte Geschäft platzen.Helmut Reister

Wie der miese Leichen-Deal laufen sollte, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Dienstag, 23. Dezember.

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