Leiche im Schacht: Das Skelett von Andechs

Andechs - Den ganzen Tag haben sie hier Bäume gefällt, jetzt ist Zeit für eine Pause. Der Waldarbeiter nähert sich dem zwei mal zwei Meter großen, viereckigen Betonschacht im Waldstück unterhalb von Andechs. Er öffnet die Luke aus Metall im Betondeckel und schaut hinunter: An der Wand führt eine Leiter zwei Meter nach unten. Am Boden etwa 40 Zentimeter modriges Wasser. Und da ist noch was – sind das etwa Knochen? Tatsächlich: ein Skelett. Einige Stunden später, am Mittwochabend, birgt die Polizei Fürstenfeldbruck die Leiche aus dem Schacht im Waldstück an der Staatsstraße 2067 unterhalb von Andechs. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zur Identität und Todesursache aufgenommen – zuvor aber muss eine Obduktion einige Fragen klären.
Die Ermittler wissen nicht, ob es sich um die Leiche einer Frau oder eines Mannes handelt. Ihr Alter ist unklar, auch weiß niemand, wie lange sie im Schacht lag. Anzeichen von Gewalt waren auf den ersten Blick nicht zu sehen – „wir haben nichts Auffälliges gefunden“, sagt Polizeisprecherin Manuela Grob. Der Schacht sei bis auf das Skelett leer gewesen. „Es gibt keine Hinweise auf ein Fremdverschulden“, so Grob. Auszuschließen ist es aber nicht. All das sollte am Donnerstagnachmittag eine Obduktion in der Rechtsmedizin in München klären. Sie brachte bis Redaktionsschluss aber noch keine Erkenntnisse.
Die Polizei wertet auch alle ungeklärten Vermisstenfälle aus – „dabei müssen wir bis zu 30 oder 40 Jahre zurückgehen“, sagt Manuela Grob. 2003 sorgte ein Fall für großes Aufsehen in der Gegend: Im Juli verschwanden die Weilheimerin Hannelore Klement (damals 60) und ihre Tochter Heike (†39). Ihre Handtaschen wurden bei Tutzing gefunden, Heikes Schädel tauchte etwas später in der Ammer auf. Hannelore Klement aber wurde nie mehr gesehen. Ihr Sohn Joachim beging einige Tage nach ihrem Verschwinden Selbstmord.