Lehrermangel und Stundenausfall: Krach um Schule zwischen SPD und CSU
München - Alle Jahre wieder wird in Bayern zwischen zwei Schuljahren gestritten: Ob die Klassen zu groß sind, ob zu viele Schulstunden ausfallen oder ob man bei den Lehrereinstellungen richtig geplant hat. Die Sommerpause 2018 macht da keine Ausnahme.
Es sei hinreichend Vorkehrung für die wieder ansteigenden Schülerzahlen getroffen worden, sagte Kultusminister Bernd Sibler (CSU) am Mittwoch in München. Sibler sei wie sein Vorgänger ein "Ankündigungsminister", meinte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Martin Güll.
Die Schülerzahlen steigen wieder an
Sicher ist: Nach Jahren rückläufiger Schülerzahlen wird es an den Schulen jetzt wieder voller. Den Anfang sollen nach den Vorausberechnungen des Kultusministeriums die Grundschüler machen. 2025 schon werde deren Zahl um 67000 höher liegen als heute, sagte Kultusminister Sibler. Um 18.000 soll auch die Zahl der Mittelschüler bis 2030 steigen, die der Realschüler um 27.000 und die der Gymnasiasten auch wegen der Wiedereinführung der 13. Klasse sogar um 79.000.
Zuerst will man sich im Sibler-Ministerium um die Vermehrung der Grundschullehrer kümmern. Dazu würden 700 Studienplätze für das Lehramt an Grundschulen zusätzlich geschaffen, kündigte Sibler an.
Die diversen "Bildungspakete" der Staatsregierung sollen dann auch für eine Aufstockung der Lehrer an den anderen Schulen sorgen. Dafür gibt man sich im Ministerium etwas mehr Zeit. Es gebe ja "noch mehr Doppelhaushalte", sagte Sibler.
Laut SPD liegt die Zahl ausgefallener Stunden bei fast 6,5 Millionen
Bislang habe das mit den Lehrerzuteilungen nicht sonderlich gut funktioniert, sagte Güll. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte 2.000 neue Lehrerstellen versprochen. Für das Schuljahr 2018/19 würden jedoch nur 346 Planstellen zur Verfügung gestellt, antwortet das Kultusministerium auf eine SPD-Anfrage.
Die Zahl ausgefallener Unterrichtsstunden bewegt sich laut SPD auf 6,5-Millionen zu. Unterrichtsausfall ist für die SPD allerdings etwas anderes als für das Kultusministerium. Während die Schulbürokratie nur diejenigen Stunden als "ausgefallen" bewerten, in denen die Schüler nach Hause geschickt werden oder auf dem Schulhof sitzen, ordnet die Opposition auch jene Stunden dem "Unterrichtsausfall" zu, bei denen ein "Vertretungslehrer" die Klasse unterhält oder durch "organisatorische Maßnahmen" wie das Zusammenlegen von Klassen überbrückt werden.
Die SPD-Zahlen seien "politisch", meinte Kultusminister Sibler. Darin einbezogen seien auch Exkursionen und Fortbildungsmaßnahmen. Und auch die Stunden mit Vertretungslehrern seien kein Totalausfall.
Unterrichtsstunden: Probleme bei der Realschule
Besonders viele Stunden verliefen im Schuljahr 2016/2017 an den Realschulen "nicht planmäßig", nämlich 11,6 Prozent. 9,3 Prozent waren es an den Gymnasien, 10,0 Prozent an den Berufsschulen und 9,1 Prozent an den Mittelschulen. Hoch ist der Anteil "nicht planmäßig gehaltener Lehrerstunden" auch an den Förderzentren (11,4 Prozent) und den Wirtschaftsschulen (8,6 Prozent). Ersatzlos ausgefallen seien aber über alle Schularten hinweg nur 1,6 Prozent aller Unterrichtsstunden.
In den letzten drei Jahren hat sich trotz vielfältiger Ankündigungen der zuständigen Minister wenig verändert, geht aus einer Zusammenstellung der SPD-Landtagsfraktion hervor. Lediglich bei den Fachober- und Berufsoberschulen ergab sich eine leichte Verbesserung. In 20 Schulkonferenzen, die er in letzter Zeit abgehalten habe, sei die Botschaft immer dieselbe gewesen, berichtete Güll: "Die Belastungen nehmen zu, weil die Unterrichtsversorgung schlecht ist."
Aus den Zahlen lässt sich heraus lesen, dass im Schuljahr 2016/2017 überdurchschnittlich viele "nicht planmäßig gehaltene Lehrerstunden" an den Realschulen in Fürstenfeldbruck (16,3 Prozent), Cham (12,5 Prozent), Nürnberg (13 Prozent), Aschaffenburg-Land (13,4 Prozent) sowie Aichach-Friedberg (12,4 Prozent) angefallen sind.
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