Lehrer sehen schlechtere Handschrift ihrer Schüler mit Sorge

Früher mussten Kinder noch in eigenen Heften Schönschrift üben. Möglichst gleichmäßig, sauber und leserlich zu schreiben war das Ziel. Heute wird stattdessen viel getippt - mit Folgen, wie eine Studie festgestellt hat.
von  dpa
Von den positiven Wirkungen des Handschreibens auf einzelne Kompetenzen wie die Rechtschreibung, aber auch auf die schulischen Leistungen insgesamt sind nach der vom BLLV vorgestellten Studie nahezu alle Lehrer überzeugt.
Von den positiven Wirkungen des Handschreibens auf einzelne Kompetenzen wie die Rechtschreibung, aber auch auf die schulischen Leistungen insgesamt sind nach der vom BLLV vorgestellten Studie nahezu alle Lehrer überzeugt. © Arne Dedert/dpa-Archivbild

München (dpa/lby) - Die Handschrift der bayerischen Schüler hat sich nach Einschätzung ihrer Lehrer in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Den Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) erfüllt dies mit Sorge, denn zugleich gehen die Lehrkräfte einer Studie zufolge nahezu geschlossen davon aus, dass sich eine gute, flüssige Handschrift auch positiv auf andere schulische Leistungen auswirkt. "Wir müssen warnen vor einem alarmierenden Trend, dass zu viel in Schule hineinkommt und dann Basiskompetenzen verloren gehen", sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann am Dienstag in München mit Blick auf ständig neue Herausforderungen, Aufgaben, Ideen und Hypes aus der Gesellschaft, die die Schulen aufzugreifen hätten.

Auch Lehrermangel und die Konzentration auf reine Wissensvermittlung in Verbindung mit einer starken Leistungskultur sorgten dafür, dass kulturelle Bildung mit künstlerischen, musischen oder philosophischen Kompetenzen in den Hintergrund rücke. "Ein Beispiel dafür ist die Handschrift." Dabei sei dieser Ausdruck der individuellen Persönlichkeit der Schüler nicht nur im Sinne einer ganzheitlichen Bildung wichtig, betonte Fleischmann. "Wenn wir tippen, ist alles Getippte gleich." Handgeschriebenes lerne sich leichter.

Von den positiven Wirkungen des Handschreibens auf einzelne Kompetenzen wie die Rechtschreibung, aber auch auf die schulischen Leistungen insgesamt sind nach der vom BLLV vorgestellten Studie nahezu alle Lehrer überzeugt. Dabei sehen zugleich knapp 90 Prozent der Lehrkräfte, dass Grundschüler heutzutage schlechtere Voraussetzungen für die Entwicklung einer flüssigen Handschrift mitbringen beziehungsweise dass ältere Schüler nicht mehr so schnell und leserlich schreiben können wie noch vor wenigen Jahren.

Dies liegt nach Einschätzung der Befragten unter anderem an zu wenig Zeit zum Üben und einem zu geringen Stellenwert des Handschreibens im Lehrplan und in der Lehrerausbildung. Helfen würde es, wenn die Kinder die Feinmotorik stärker trainierten, mehr schreiben würden und die Handschrift auch in höheren Klassen noch gezielt gefördert würde. Die aktuelle Studie hatte der BLLV-Dachverband in Auftrag gegeben; die bayerischen Ergebnisse sind zwar nicht repräsentativ, weichen aber nicht nennenswert von den repräsentativen bundesweiten Daten ab.

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