Lehrer protestieren gegen Mehrarbeit

Mit seinen Zwangsmaßnahmen zum Stopfen des Lehrermangels hat sich Kultusminister Piazolo bei vielen Pädagogen unbeliebt gemacht. Ihren Ärger zeigen sie öffentlich. Piazolo sagt zeitgleich Entlastung zu - kann das den Unmut dämpfen?
von  dpa
Eine Schülerin meldet sich im Unterricht in einem Gymnasium. Foto: picture alliance/dpa/Archiv
Eine Schülerin meldet sich im Unterricht in einem Gymnasium. Foto: picture alliance/dpa/Archiv © dpa

München (dpa/lby) - Lehrkräfte in ganz Bayern haben ihrem Ärger über die Zwangsmaßnahmen zur Bekämpfung des Lehrermangels mit zahlreichen Aktionen an Schulen sowie bei zwei Kundgebungen Luft verschafft. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) kündigte am Freitag zeitgleich an, die Pädagogen an anderer Stelle zu entlasten.

"Wir wissen durchaus, dass unsere Lehrer hervorragende Arbeit leisten", sagte Piazolo in München. Zu ihrer Unterstützung seien verschiedene Schritte geplant - darunter finden sich mehrere bisherige Forderungen von Lehrerverbänden.

Die Reaktion der Protestierenden kam prompt: "An der Stimmung ändert das gar nichts. Die Kolleginnen und Kollegen haben es nicht als Entlastung wahrgenommen", berichtete Sebastian Jung von der Bildungsgewerkschaft GEW von der Kundgebung in Nürnberg. Die Lehrer befürchteten, dass die Maßnahmen weitgehend verpufften.

Zur Kundgebung in Nürnberg waren nach GEW-Schätzungen mehr als 2000 Menschen gekommen. Am frühen Abend gab es, ebenfalls gemeinsam mit dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), eine weitere Kundgebung in Eichstätt geben, bei der auch Piazolo sprach.

Der BLLV veranstaltete am Freitag zudem einen dezentralen Aktionstag an den Schulen. "Die Kollegen draußen haben unterschiedliche Aktionen und Formate gewählt, um zu zeigen: Ich bin belastet, ich zeige Solidarität, und ich will nicht zulassen, dass das alles auf unseren Schultern ausgetragen wird", sagte Präsidentin Simone Fleischmann. "Die Kollegen wollen Zeichen der Wertschätzung sehen!

Unter den Pädagogen ist der Unmut groß, seitdem der Minister Anfang Januar zu freiwilliger Mehrarbeit aufgerufen und zugleich verschiedene Maßnahmen verpflichtend vorgeschrieben hatte, die für viele Betroffene Mehrarbeit bedeuten. Im Gegenzug sollen nun 3000 Grund- und Mittelschullehrer zusätzlich befördert werden. "Auch im Bereich der Verwaltungsangestellten wird aufgestockt, und die Leitungszeit der Schulleitungen erhöht", sagte Piazolo.

Zudem solle die Zahl der Proben in der vierten Klasse reduziert werden. "Und ein großes Thema für die Grundschulen sind die Zeugnisse, die wollen wir verschlanken", kündigte Piazolo an. Auch werde mehr Geld für Drittkräfte zur Verfügung gestellt, die dann Sprach- und Alphabetisierungskurse anbieten könnten. Der Umfang der als bürokratisch verschrieenen externen Evaluationen soll ebenfalls reduziert werden.

Viele Grundschullehrer müssen ab dem kommenden Schuljahr für voraussichtlich fünf Jahre eine Stunde pro Woche mehr unterrichten; diese Stunde soll ihnen später gutgeschrieben werden. Ebenso wie an den Mittel- und Förderschulen müssen viele Teilzeitler ihren Stundenumfang aufstocken, der Vorruhestand ist in der Regel erst ab 65 Jahren möglich, und Sabbatjahre werden ganz gestrichen.

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