Lederhose für Lumpi: Muss das sein?

Trachten für Pinscher und Spitz: Eine Straubingerin schneidert Hunden Dirndl und Lederhosen auf den Leib – Tierschützer kritisieren diesen Trend.
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Trachten für Tiere: Tierschutzbund warnt vor "Vermenschlichung"
dapd Trachten für Tiere: Tierschutzbund warnt vor "Vermenschlichung"

STRAUBING/MÜNCHEN - Trachten für Pinscher und Spitz: Eine Straubingerin schneidert Hunden Dirndl und Lederhosen auf den Leib – Tierschützer kritisieren diesen Trend.

Die Hunde von Hildegard Bergbauer sind gestylt wie für einen Trachtenumzug. Ihrem weißen Spitz mit Namen "Spitzerich" hat sie eine Lederhose übers Fell gezogen, die Chihuahua-Pinscher-Mischlingsdame "Zorroline" trägt Dirndl und Pinscher "Wernher von Braun" einen edlen Lodenjanker. Ihre drei Haustiere sind Bergbauers "Mannequins". Die Niederbayerin entwirft und schneidert Trachten für Hunde.

Jetzt zum Oktoberfest seien ihre Kollektionen besonders nachgefragt, berichtet die Geschäftsfrau aus Straubing. "Humorvolle" Herrchen und Frauchen wollten zu Wiesn-, Volksfest- und Kirchweihzeiten eben ihre kleinen Lieblinge ordentlich ausstaffieren - auch wenn man auf dem Oktoberfest selbst nicht weit damit kommt. "Bei uns herrscht striktes Hundeverbot", sagt Wiesnsprecherin Gabriele Papke. Wer so ein Outfit prominent ausführen wolle, müsse mit dem Englischen Garten vorlieb nehmen.

Erste Hundetracht sorgte in Straubing für Furore

Im Straubinger Stadtturm hat Bergbauer ihren Laden. Vor rund 30 Jahren eröffnete sie hier ihr Geschäft. Zunächst bot sie Kunsthandwerk zum Kauf an, dazu selbst gemachten Schmuck, Gürtel, Taschen und später auch Dirndl – erst einmal für Menschen. Vor sechs Jahren kam ihr dann die Idee, auch ihre Hunde mit Tracht auszurüsten. Das sei dann "wahnsinnig" gut angekommen, erzählt die Frau um die 60, die ihr genaues Alter nicht preisgeben will. "Spitzerich", "Zorroline" und "Wernher" hätten in Straubing mit ihrem bayerischen Outfit regelrecht für Furore gesorgt.

Damals habe sie sich vor Anfragen von Zeitungen und Fernsehsendern kaum retten können, erzählt Bergbauer stolz. Sogar in Indien und Brasilien seien Bilder von ihr und ihren Hundetrachten durch die Medien gegangen. Inzwischen sei in ihren Laden in der Straubinger Innenstadt aber wieder Normalität eingekehrt. Einige "internationale Anfragen" nach den Trachten gebe es noch. Doch der Großteil ihrer Kunden komme aus Bayern.

Trachtenhüte sind der letzte Schrei

Bergbauer legt Wert darauf, dass sie für ihre Trachten nur hochwertige Materialien verwendet. Die Dirndl seien alle mit einem "Bluserl" gefertigt, dazu ein Mieder und ein rüschiger Rock – der bei den Hunden auf dem Rücken getragen wird: "Sonst würde man das ja nicht sehen." Aus diesem Grund ziert auch die Lederhose grundsätzlich den Rücken der Tiere. Ein aufwendig gefertigtes Hundedirndl ist bei Bergbauer für 65 Euro zu haben. Die Lederhose kostet mindestens 80 Euro – je nach Größe des Hundes. "Für eine Dogge wird's natürlich teuerer", informiert die Schneiderin. Trend in diesem Jahr seien – wie bei den menschlichen Oktoberfestbesuchern auch – Trachtenhüte zum Wiesn-Outfit, Kostenpunkt um die 30 Euro.

Das Angebot für Hundelederhosen und -dirndl ist auch außerhalb von Bergbauers Straubinger Laden beachtlich. In so manchem Münchner Hundesalon werden zur Oktoberfestzeit Tiertrachten angeboten – der "Hundefriseur Bonny" in Sendling und der Schwabinger "Raubtiersalon" sind nur zwei Beispiele. Ebenfalls fündig wird der Hundebesitzer im Internet. Von "feschen Latzhosen in Wildlederoptik mit traditioneller Edelweißverzierung" bis zum weißblauen Hundedirndl "Rosi" ist alles zu haben.

Tierschutzbund warnt vor "Vermenschlichung"

Tierschützer sehen den Trend zur Hundetracht allerdings mit großer Skepsis. "Das ist einfach nicht artgerecht", kritisiert die Geschäftsstellenleiterin des Tierschutzbundes Bayern, Nicole Brühl. Für die meisten sei die Bekleidung schlicht zu heiß. Schon öfters sei ihr in letzter Zeit ein Hund in Tracht über den Weg gelaufen. Da könne sie nur den Kopf schütteln. "Man sollte Tiere nicht vermenschlichen", warnt sie. Schließlich seien Tiere "Lebewesen und keine Puppen".

dapd

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