Leck mich! Hat die ’nen Traumjob...

Esther Schreyer ist eine der Eis-Testerinnen von „Rosen“ am Nordwestring. Die Werksleiterin kann sich nicht nur auf ihren Geschmacksinn verlassen – sie muss auch gut hören können!
von  Abendzeitung
Vanille, Schoko oder Amarena: Ins Labor der Eis-Tester kommen alle Produkte, die im Nürnberger „Rosen“-Werk produziert werden.
Vanille, Schoko oder Amarena: Ins Labor der Eis-Tester kommen alle Produkte, die im Nürnberger „Rosen“-Werk produziert werden. © bayernpress.com

Esther Schreyer ist eine der Eis-Testerinnen von „Rosen“ am Nordwestring. Die Werksleiterin kann sich nicht nur auf ihren Geschmacksinn verlassen – sie muss auch gut hören können!

NÜRNBERG Mehr als drei Millionen Eis am Stiel und Hörnchen laufen jeden Tag in der Nürnberger Eisfabrik am Nordwestring vom Band. Da braucht es strenge Prüfer, die am früheren Schöller-Standort die eiskalten Genüsse kontrollieren. Doch von wegen Schlemmerei: „Wir testen nicht, ob es uns schmeckt, sondern die Qualität“, so Werksleiterin Esther Schreyer. Trotzdem hat sie einen Traumjob, nach dem sich andere wohl die Finger lecken dürften...

Um 8.15 Uhr startet in Nürnberg der tägliche Test. Etwa zehn Prüfer finden sich im Labor des Rosen Eiskrem-Standorts ein. Ihre Mission: Eis-Verkostung. „Dabei lassen wir persönliche Vorlieben außen vor. Wir vergleichen die Detail-Vorgaben mit dem tatsächlichen Produkt“, sagt Schreyer.

Die Prüfer sind Mitarbeiter des Labors, der Qualitätsprüfung und der Produktion. Einige lassen das Frühstück zuhause ausfallen, bevor sie packungsweise Eissorten – von Waffelhörnchen bis zu 2,5-Literschalen – kontrollieren. Zwischen den Eisbergen sind Teller und Löffel für die Verkostung platziert.

Bevor die kühle Masse aber in den Mund wandert, nehmen die Kontrolleure erst die Verpackung unter die Lupe. Stimmen Aufschrift, Form und Farbe? Ist die Packung richtig verklebt? Erst wenn diese Kriterien abgehakt sind, kommt das Eis selbst an die Reihe.

Ist die vorgegebene Menge Mandelsplitter auf der Schokolade? „Ja, das kommt dem Kontrollbild sehr nahe“, entscheidet die Prüferin. Damit ist dieser Test-Teil bestanden. Fruchteishüllen müssen ebenfalls einem festgelegten Farbspektrum entsprechen. „Bei dieser Zitroneneis-Tüte muss sich unter der Haube ein Fruchtcocktail verstecken“, weiß Schreyer. Sie sticht geübt mit dem Löffel an die Stelle, wo dieser dann auch auftaucht.

1,5 Millionen Eis am Stiel und 1,3 Millionen Eishörnchen - pro Tag!

Die Eiskontrolleure schauen aber nicht nur. Sie hören auch genau hin: Die Waffeln der Tüten müssen knusprig klingen, lautet eine Vorgabe.

Vanille, Schoko oder Amarena: Auf den Labortisch kommen die Sorten der insgesamt 350 verschiedenen Eis-Artikel, die in den letzten 24 Stunden auf den 14 Produktionslinien in Nürnberg produziert wurden! Zur Kontrolle entnehmen die Mitarbeiter einzelne Tüten und Schalen vom Fließband. „Die Proben-Entnahme geschieht nicht per Zufall, sondern ist statistisch errechnet“, sagt Michael Müller, Geschäftsführer für Marketing, Logistik und Planung bei Rosen Eiskrem. In der Hochsaison (Januar bis Juli) entstehen hier pro Tag etwa 1,5 Millionen Eis am Stiel und rund 1,3 Millionen Eishörnchen. Von August bis Dezember wird die Menge etwas verringert.

„Mehr als 99,8 Prozent unserer Produkte entsprechen unseren Qualitätsstandards“, sagt der Geschäftsführer. Die Deutsche Landwirtschafs-Gesellschaft (DLG) bestätigte mehrfach die Tests der firmeninternen Prüfer, betont Müller und zeigt auf eine Reihe Auszeichnungen. „Strenge Hygienevorschriften stellen bei uns den Produktionsablauf sicher“, sagt Müller. Zutritt zu den Produktionshallen erhalten die Mitarbeiter nur mit Schutzkittel, Haarnetz und nach sorgfältiger Desinfektion. In mehreren Steuerzentralen kontrollieren Eis-Spezialisten die Prozesse – von der Zutaten-Mischung über den Fluss der Eisströme bis hin zu Kühlhäusern und Verpackungsanlagen.

Ab und zu stellen die Prüfer fest, dass ein Produkt zu sehr von der Norm abweicht. „In diesem Fall entnehmen wir zunächst weitere Proben der Produktionsreihe“, sagt Müller. Wiederholt sich der Fehler, muss im Extremfall die Produktion gestoppt oder das Eis entsorgt werden.

Manchmal lässt sich die beanstandete Eismasse aber auch weiterverarbeiten. So wird beispielsweise zu gelb geratenes Vanilleeis aufbereitet und in Kleinmengen neuen Sorten beigemischt. Dass die Bänder stillstehen, kommt dagegen sehr selten vor. Nur an einen Fall erinnert sich Prüferin Schreyer: „Da haben wir zu schnell produziert, und die Waffeltüten standen auf der Autobahn im Stau.“ S. Schaller

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