Lebensretter im Rollstuhl ausgezeichnet
Eigentlich ist es Andreas Unglert gar nicht so recht, dass er gestern vom Kuratorium „Sicheres Allgäu“ mit 14 anderen für seine Zivilcourage geehrt wurde. Er habe, so findet er, schließlich nichts Besonderes geleistet. Dabei ist der 60-jährige Rollstuhlfahrer aus dem schwäbischen Bad Hindelang für viele Menschen ein Held. Im Herbst vergangenen Jahres hat er einer Frau das Leben gerettet.
Die dramatische Geschichte:
Es ist Sonntag, der 14. September 2014. Christine Unglert ist mit ihrem Mann Andreas auf dem Rückweg vom Bauernmarkt in Fischen. Auf der B 308 kommt ihnen zwischen Sonthofen und Bad Hindelang ein Motorrad entgegen. Als das Ehepaar fast auf gleicher Höhe ist, sieht es, dass die Mitfahrerin in voller Fahrt von der Maschine fällt und regungslos auf dem Asphalt liegen bleibt.
„Ich habe sofort zu meiner Frau gesagt, halt an und dreh’ um“ „Ich habe sofort zu meiner Frau gesagt, halt an und dreh’ um“, erinnert sich Unglert im Gespräch mit der AZ. „Dann habe ich mich aus dem Auto fallen lassen und bin auf meinen Handknöcheln zur Verletzten gerobbt.“ Knapp zehn Sekunden später ist er bereits beim Unfallopfer.
„Ihr Gesicht war dunkelblau und bis zur Unkenntlichkeit angeschwollen – außerdem hat sie nicht mehr geatmet“, erzählt der 60-Jährige. Er legt den Kopf der Frau auf seinen Oberschenkel und bemerkt, dass der Riemen des zerbeulten Helms ihr die Sauerstoffzufuhr abschneidet.
Ihm gelingt es, den Kopf der Frau vom Helm zu befreien. Dann belebt er sie wieder – mit einem Schlag auf die Brust. Wenig später übernimmt ein Notarzt. Andreas Unglert wird von vier Männern zurück ins Auto getragen.
Dass Unglert schnell und richtig reagiert hat, verdankt er seiner Ausbildung zum Rettungsassistenten. „Ich war in jungen Jahren sehr engagiert und öfter bei Rettungseinsätzen mit dabei. Wenn man mit Extremsituationen, bei denen es um Leben und Tod geht, schon mehrmals konfrontiert war, fällt es einem leichter, einen kühlen Kopf zu bewahren.“
Seiner Frau Christine bescherte Andreas Unglert mit dem beherzten Eingreifen zunächst Schrecksekunden. „Als er sich einfach aus dem Auto hat fallen lassen, war ich fix und fertig“, berichtet die 59-Jährige. Sie habe Angst um ihn gehabt, sei aber mittlerweile sehr stolz auf ihren Andreas.
Rund eine Woche nach dem Unfall kommt es zu einer zufälligen Begegnung zwischen Retter und Opfer. Die Frau erkennt Unglert beim Döner-Essen. „Sie hat vor Rührung und Dankbarkeit geweint. Wir haben unsere Nummern ausgetauscht“, erzählt Andreas Unglert. Vor rund 15 Jahren war der Familienvater zu Hause von einer Treppe gestürzt. Wegen der Spätfolgen dieses Unfalls, Nerven- und Knochenschäden, ist der 60-Jährige seit sieben Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen. Kein Grund, kein Held zu sein.
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