Lebenslänglich für den Organisten!
Ein Münchner Gericht verurteilt den Nürnberger Kirchenmusiker Hans-Martin Rauch wegen Mordes an seiner Frau.
NÜRNBERG/MÜNCHEN „Ich brauche mich in der Öffentlichkeit nicht zu entschuldigen, weil ich das längst bei meiner Frau getan habe und immer wieder tun werde.“ Das waren die letzten Worte von Hans-Martin Rauch (64), ehe das Münchner Schwurgericht gestern das Urteil verkündete: „Lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes.“
Der ehemalige Organist der Nürnberger Sebalduskirche und Landeskirchenmusikdirektor hatte am 19. Mai 2008 seine Ehefrau Barbara (59) erstochen. Angeblich wollte er ihr die Schmach ersparen, dass sie pleite waren. Danach wollte er auch sich umbringen, tat es aber der Tochter (31) zuliebe nicht. Das Gericht nahm ihm diese Aussage nicht ab. „Der wahre Grund war ihre Offenbarung, dass sie ein Versager sind“, sagte der Vorsitzende Richter.
"Zum Selbstmord waren Sie zu feige"
Die Banken pfändeten sämtliche Konten, weil er seine Immobilienschulden nicht getilgt und keine Unterhaltszahlung für zwei uneheliche Kinder geleistet hatte. Gesamtschulden: 150000 Euro. Er hätte seiner Frau nach 35 Ehejahren seine vielen Affären beichten müssen. Aber als „Schönwettermann“ sei er dazu nicht in der Lange gewesen: „Wenn es ums Eingemachte geht, machen sie einen Rückzieher“, so der Richter. Der Angeklagte habe sich als „Herr über Leben und Tod“ aufgespielt. Er ist zu feige gewesen, seiner Frau davon zu erzählen, dass er sie 20 Jahre lang betrogen hat.
Dass sich Hans-Martin Rauch das Leben nehmen wollte, nahm ihm das Gericht ebenfalls nicht ab: „Auch dazu waren sie zu feige“, so der Vorsitzende. Schlecht habe der Angeklagte auch seine Freundinnen behandelt. Er ließ sie einfach mit den Kindern sitzen, überließ es ihnen, wie sie sich durchs Leben schlugen. Aber nach seiner Frühpensionierung 2004 und dem Umzug an den Tegernsee holte ihn die Vergangenheit ein – weil das Jugendamt Druck machte.
Als seine Frau tot im Wohnzimmer lag, machte er eine Städtetour. Besuchte Orte, an denen er sich wohl gefühlt hatte. Zurück am Tegernsee spielte er am 24. Mai 2008 in der Kirche in Bad Wiessee noch Orgel für eine Hochzeit. Kurz danach wurde er festgenommen. Torsten Huber
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