Lebensbedrohliches Sodbrennen

Jeder dritte Deutsche ist bereits betroffen. Unbehandelt kann es Krebs zur Folge haben
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Magen-Darm-Spezialist: Chefarzt Dr. Herbert Muschweck.
abendzeitung Magen-Darm-Spezialist: Chefarzt Dr. Herbert Muschweck.

Jeder dritte Deutsche ist bereits betroffen. Unbehandelt kann es Krebs zur Folge haben

NÜRNBERG Den ganzen Tag Termine und keine Zeit fürs Essen! Bettina Ahrens* (26) arbeitet rund um die Uhr. Als Team-Assistentin rast sie von einem Termin zum nächsten, kommt erst spät nach Hause. Zum Essen kommt sie selten. Stattdessen raucht sie viel, trinkt Kaffee und stopft sich zwischendurch üppige Fastfood-Menüs hinein – weil es einfach schnell gehen muss. Dazu trinkt sie meistens Cola oder andere Softdrinks. Kurz vorm Schlafengehen gibt’s dann noch einen schnellen Snack. Pizza zum Beispiel.

Dass ihr dieser hektische Lebenswandel langsam, aber sicher auf den Magen schlägt, nimmt die 24-Jährigekaum wahr. Abends allerdings, wenn sie im Bett liegt, stößt es der jungen Frau buchstäblich sauer auf: Der Magendrückt, im Brustbein brennt’s. Schmerzhaft wie ein Faustschlag fährt es der jungen Frau in die Eingeweide.

Dieses Leiden greift immer mehr um sich: Sodbrennen. Jeder dritte Deutsche ist bereits davon betroffen. „Die Tendenz geht klar nach oben“, bestätigt auch unser Experte Dr.Herbert Muschweck (59), Chefarzt am Nürnberger Nordklinikum und Magen-Darm-Spezialist (Gastroenterologie).

Das Problem: Viele nehmen diese Beschwerden auf die leichte Schulter. Gefährlich: Denn Sodbrennen kann schleichend und unbemerkt zu bösartigem Krebsbefall führen!

Speiseröhrenkrebs ist in Deutschland noch verhältnismäßig selten. Ist er aber ausgebrochen, sind die Heilungschancen sehr schlecht, wissen die Experten. Alarmierend: Die Zuwachsrate ist derzeit höher als bei allen anderen bösartigen Tumoren! Wie die Deutsche Krebsgesellschaft betont, liegt das vor allem an der steigenden Zahl an Menschen, die unter chronischem Sodbrennen leiden!

Welche Symptome deuten auf Sodbrennen hin?

Typisch sind brennende Schmerzen hinterm Brustbein, ein Drücken in der Magengrube, saures Aufstoßen von Luft oder Speiseresten aus dem Magen. Meist setzen diese Beschwerden nach einem üppigen Essen, nach Kaffee- oder Zigarettenkonsum ein. Außerdem im Liegen oder beim Putzen oder Gärtnern, also bei Tätigkeitenin gebückter Haltung. Dr.Herbert Muschweck weiß: „Im fortgeschrittenen Stadium kommen häufig Schluckbeschwerden dazu.“ Heiserkeit und Hüsteln nach dem Aufstehen können außerdem Hinweise auf ein chronisches Sodbrennen sein.

Was passiert im Körper?

Das brennende und saure Gefühl verursacht die Magensäure, die ungebremst in die Speiseröhre schwappt. Das liegt meist daran, dass der Muskel am Mageneingang nicht mehr richtig schließt. Besonders bei älteren Menschen lässt dieser oft nach. Schuld kann aber auch starkes Übergewicht sein. „Denn ein zu dicker Bauch erhöht den Druck im Magen, wodurch Magensäure nach oben geschwemmt wird“, erklärt Muschweck.

Passiert dieses Hochschwappen nur ab und zu, ist das nicht bedenklich. Über einen längeren Zeitraum allerdings, verätzt die aggressive Magensäure nach und nach die empfindliche Schleimhaut der Speiseröhre. Es kommt zu Entzündungen. Die Folge kann bösartiger Tumorbefall sein!

Wann zum Arzt?

Dauern die Beschwerden länger als zwei Wochen an, sollte der Hausarzt aufgesucht werden, der eine Magenspiegelung zur Abklärung durchführen kann. „Leider immer noch für viel zu viele Menschen ein Horror“, bedauert Dr. Muschweck. „Dabei können wir die Untersuchung heute sehr schnell und schmerzfrei durchführen.“

Wie vorbeugen?

Alles Fette, Saure und Süße ist in rauen Mengen Gift für den Verdauungsapparat! Softdrinks, Weizenbier, Süßigkeiten, Braten, Burger deshalb nur in Maßen genießen! Auch von mächtigen Mahlzeiten rät Dr. Muschweck ab: „Lieber den Tag über mehrmals kleine und leichte Portionen zu sich nehmen, als sich regelmäßig voll zu essen.“ Von Verdauungsschläfchen direkt nach dem Essen ist ebenfalls abzuraten. Muschweck: „Stattdessen lieber die bekannten tausend Schritte tun.“ Und nicht zuletzt: Stress vermeiden! M. Pfefferer

(*Name geändert)

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