Leas Vater weint: „Ich habe nichts gemerkt“

Die Dreijährige aus Tirschenreuth wurde von der Mutter vernachlässigt. Als es starb, wog das Kind nur noch acht Kilo
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Im Gerichtssaal verbarg Birgit W. (22) ihr Gesicht unter einem großen, roten Tuch.
dpa Im Gerichtssaal verbarg Birgit W. (22) ihr Gesicht unter einem großen, roten Tuch.

Die Dreijährige aus Tirschenreuth wurde von der Mutter vernachlässigt. Als es starb, wog das Kind nur noch acht Kilo

WEIDEN Der Prozess um den qualvollen Tod der kleinen Lea (3) aus Tirschenreuth, die von ihrer Mutter schwer vernachlässigt worden ist, soll am Dienstag mit der Verkündung des Urteils zu Ende gehen. Der Schmerz dagegen, den ihr Tod ausgelöst hat, wird noch sehr lange bestehen bleiben. Das weiß auch Leas Vater, der sich schwere Selbstvorwürfe macht, weil er den schlimmen Zustand seiner Tochter nicht erkannt hat.

Jens W. (27), ein Bär von einem Mann, muss weinen, wenn er an seinen „kleinen Sonnenschein“ denkt. „Ja“, sagt er, „natürlich war Lea dünn. Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass meine Frau sie nicht richtig versorgt. Wäre mir das aufgefallen, hätte ich sofort Krach geschlagen.“

Jens und Birgit W. trennten sich 2009 nach drei Ehejahren. „Ich konnte einfach nicht mehr. Meine Frau hat sich in dieser Zeit völlig verändert. Sie verfiel in einen mir unerklärlichen Zustand von Gleichgültigkeit, Nachlässigkeit, Trägheit und Stumpfsinn. Und sie litt unter Fresssucht, wurde immer dicker und dicker. Oft hat sie sich auch tagelang nicht gewaschen, saß nur vor dem Computer – bis spät in die Nacht.“

Nach der Trennung übten Birgit und Jens W. gemeinsam das Sorgerecht für Lea und ihren älteren Bruder Felix (5) aus. Jedes Wochenende holte der Vater die Kinder bei seiner Frau ab, verbrachte einige Stunden mit ihnen.

Lea starb an einer unbehandelten Lungenentzündung

Auch am 21. März wollte Jens W. seine Tochter sehen, doch seine Frau wimmelte ihn ab: „Lea ist krank, liegt im Bett.“ Sechs Tage später war das Mädchen tot. Es starb an einer unbehandelten Lungenentzündung, war stark abgemagert (8,2 Kilogramm) und ausgetrocknet. Außerdem wurden bei der späteren Obduktion noch eine doppelseitige Mittelohrentzündung entdeckt und ein Wasserkopf als Folge einer Hirnhautentzündung. Als der von Leas Mutter gerufene Arzt eintraf, war das Kind längst tot.

Birgit W. muss sich vor dem Landgericht Weiden wegen Vernachlässigung der Fürsorgepflicht, Misshandlung von Schutzbefohlenen und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Sie räumte im Verlauf des Prozesses die Vernachlässigung ihrer Tochter ein, bestritt jedoch vehement, den Tod ihrer Tochter Lea in irgendeiner Form in Kauf genommen oder gar gewollt zu haben..

Jens W. spielt sich trotz des Dramas nicht als oberster Richter auf: „Sie hat zwar den Tod unserer Lea auf dem Gewissen. Trotzdem hoffe ich, dass sie wieder Tritt fasst, wenn sie ihre Strafe verbüßt hat. Vielleicht findet sie mit Hilfe von Therapeuten irgendwann wieder in ein normales Leben zurück.“ hr/S & S

Mehr zum Fall Lea und dem Prozess gegen ihre Mutter lesen Sie in der Printausgabe der Nürnberger Abendzeitung vom 28. September.

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