Lawinen-Alarm in den Alpen: Experte warnt vor Wanderungen in hohen Lagen

Der Deutsche Alpenverein rät Wanderern in den Alpen aktuell zur Vorsicht. Ein Meteorologe prognostiziert für die nächste Woche: 20 Grad mit Regenschauern.
von  Anne Wildermann
Sieht harmlos aus, ist es aber nicht: ein Lawinenabgang im Spitzinggebiet.
Sieht harmlos aus, ist es aber nicht: ein Lawinenabgang im Spitzinggebiet. © Sabine Dobel/dpa

München - Der Deutsche Alpenverein (DAV) warnt bis einschließlich Sonntag vor Lawinenabgängen in den bayerischen Alpen. Vor allem oberhalb von etwa 1400 Metern befindet sich nach Angaben des DAV eine geschlossene Schneedecke.

"Bei einer Dicke von 50 Zentimetern bis einem Meter ist der Schnee stellenweise überwiegend sehr nass. Die Gefahr, dass Lawinen abgehen, ist gegeben, weil der Erdboden noch nicht durchgefroren und somit der nasse Schnee nicht mit dem Untergrund verbunden ist," erklärt Stefan Winter, Referatsleiter für Sportentwicklung beim DAV, der AZ.

Alpen: Deutscher Alpenverein warnt vor Lawinenabgängen an steilen Hängen 

Ab einer gewissen Neigung rutsche dieser Schnee, der bei steigenden Temperaturen schmelze, dann ab. "Es kommt an steilen Hängen zu Nass- und Gleitschneelawinen."

Unter Nasslawinen versteht man: Schnee gleitet auf Schnee ab. Wie bei einem Schneeball, den man einen Hang hinunterkullern lässt, der daraufhin immer größer wird, weil immer mehr Schnee an ihm festklebt. Gleitschneelawinen gleiten, wie der Name schon sagt, auf dem Untergrund weg, beispielsweise auf steilen Wiesen.

Weil bei Lawinenabgängen immer Lebensgefahr besteht, rät der DAV, besondere Vorsicht walten zu lassen. "Vor allem auf Wanderwegen, die unterhalb von schneebedeckten Steilhängen vorbeiführen", sagt Winter.

Risiko nicht genau kalkulierbar: Wanderer könnten in hohen Lagen überrascht werden

Auch wenn Lawinenabgänge nicht zu 100 Prozent vorherzusagen seien, könnten Wanderer auf normalen Wegen auf einer Höhenlage ab 2000 Metern von ihnen überrascht werden. "Das ist das Tückische an ihnen." Unterhalb von 1000 Metern taue der Schnee einfach weg.

Sollte doch jemand von einer Lawine erfasst werden, ist es für die Rettungskräfte ein Wettlauf gegen die Zeit. "Wenn der Betroffene verschüttet ist und sich keine Atmen-Höhle schaffen kann, dann sinken die Überlebenschancen nach 15 Minuten rapide. Es droht Erstickungstod", sagt Winter.

Bei den derzeit steigenden Temperaturen geht der Alpin-Experte davon aus, dass sich die Lawinengefahr "wieder schnell verringert". Vor allem in Lagen unter 1400 Meter. Dennoch sei dort Vorsicht geboten: Es kann zu Rutsch- und Stolperunfällen kommen. Grund: "Viele Wanderwege sind mit Schneematsch bedeckt, dadurch wird Wanderern die Orientierung erschwert."

"Kein Indiz für den Klimawandel oder gegen ihn"

Obwohl laut Diplom-Meteorologe Dominik Jung aus Wiesbaden die Schneemenge, die Mitte bis Ende September in den Alpen gefallen ist, "recht ordentlich" war, "teilweise mehr als einen Meter Neuschnee, lokal über eineinhalb Meter", sei dieses einzelne Wetterphänomen "kein Indiz für den Klimawandel oder gegen ihn".

Allerdings seien die Starkregenereignisse in den vergangenen Jahrzehnten mehr geworden und intensiver.

Tolles Wanderwetter ‒ aber nur wo kein Schnee liegt

Wer dieses Wochenende nicht auf seine Wandertour verzichten will, den erwartet "tolles Wanderwetter. Beispielsweise 20 Grad rund um Oberstdorf oder Garmisch", sagt Jung. "Aber nur dort, wo kein Schnee liegt", betont er.

Für die kommende Woche werden weiterhin 20 Grad erwartet, allerdings mit ein paar Regenschauern. Heißt auch: "Erstmal ist kein neuer Polarluftvorstoß mit Schnee in Sicht." Weil es deutlich wärmer werde, der Schnee taue, gehe auch die Lawinengefahr mit abnehmender Schneedecke immer mehr zurück.

 

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